Hammelburger-Album

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4. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen für die Brauerei Salch

4.1 Arbeitskräftemangel und Kriegsgefangene


Der Zweite Weltkrieg und die NSDAP hinterließen natürlich auch gravierende Folgen in der Kleinstadt Hammelburg und bei den dort ansässigen Betrieben, so auch bei der Brauerei Salch. Von 1933 an veränderte das NS-Regime den gewohnten Trott der Bürger; so führten die Parteigenossen z.B. neue Betriebslizenzierungen und Volkszählungen durch. Auch das gewohnte Verhalten der Menschen änderte sich in der Zeit ab 1939 grundlegend; so tranken die Bürger Hammelburgs weniger Bier, sie gingen, anders als noch in Friedenszeiten, seltener in die Wirtschaften und gaben ihr Geld nur für das Notwendigste aus – Bier zählte nicht dazu. Da im Verlauf des Krieges immer mehr Männer an die Front geschickt wurden, ging auch die Nachfrage nach den Gerstensaft der Brauerei Salch stetig zurück. Aus dem gleichen Grund entstand ein Arbeitermangel in den Betrieben Deutschlands, so auch bei der Brauerei Salch (das Bild oben rechts zeigt die Mitarbeiter der Brauerei Salch, die nun eingezogen wurden, in Uniform). Dadurch gestaltete sich das Bierbrauen zunehmend schwieriger. Ab dem Jahr 1941 erhielten nur noch Hans Salch und dessen Sohn, Alois, den Betrieb notdürftig am Leben. Aufgrund dieser Situation bekam die Brauerei ab Ende 1941, wie viele andere Betriebe in Hammelburg auch, einen Kriegsgefangenen zugeteilt. (links im Bild)

Es handelte sich um den belgischen Soldaten Karl Leroj. Dieser musste von seiner Unterkunft, dem Gefängnis, frühmorgens abgeholt und nach getaner Arbeit wieder dorthin zurück gebracht werden. Bei anderen Betrieben wurden die Kriegsgefangenen zu Arbeitsbeginn gebracht und abends wieder abgeholt, doch dies war beim Kriegsge-fangenen für die Brauerei nicht sinnvoll, da der Arbeitsbeginn nicht wie sonst üblich um 8 Uhr war, sondern schon um 5 Uhr. Das Abholen und nach-„Hause“-Bringen führte meist der damals 10-jährige Sohn des Braumeisters Alois aus. Manchmal ging der Kriegsgefangene sogar alleine zur Arbeit – man nahm es offensichtlich nicht ganz so genau mit den strengen Vorschriften. Später schlief Karl Leroj sogar im Haus der Bierbrauerfamilie. Und im Laufe der Zeit entstand ein recht gutes Verhältnis zwischen dem Gefangenen aus Belgien und der Familie Salch. Karl aß sogar immer mit am Tisch von Hans Salch, was allerdings den Parteifunktionären der NSDAP, die dies in Erfahrung gebracht hatten, gar nicht gefiel.
Auch eine kleine Anekdote von dem belgischen Kriegsgefangenen aus seiner Zeit in Hammelburg ist überliefert: Als gegen Ende des Krieges das Bier wegen Benzinmangels wieder mit Pferden ausgefahren wurde, holte der belgische Kriegsgefangene öfters eines der Rösser bei der Spedition Schneider selbstständig und alleine ab; dabei nannte er sich immer scherzhaft Gau(l)leiter. Der Witz blieb, anders als in vielen anderen Fällen damals, in denen die NS-Partei und deren Repräsentanten aufs Korn genommen wurden, für den Belgier glücklicherweise folgenlos.
Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte die Familie Salch Karl Leroj viele Male in seiner Heimat, und der ehemalige Kriegsgefangene war in den Nachkriegsjahren bis zu seinem Tode oft zu Gast in Hammelburg.

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