Hammelburger-Album

Stadtbrand

Am 25. April, dem Markustag, im Jahre 1854 traf Hammelburg das wohl größte Unglück seiner etwa 1300jährigen Geschichte. Ein riesiges Schadensfeuer, angeblich durch eine unachtsame Magd ausgelöst, brach um 11 Uhr aus und ergriff in Windeseile die Stadt. Der größte Teil der Bevölkerung befand sich noch bei der Markusprozession im Kloster Altstadt, als das Feuer ausbrach, und konnte keine Hilfe leisten. Doch erscheint es mehr als fraglich, ob diese Bewohner dem Feuer hätten Einhalt gebieten können, wären sie in der Stadt anwesend gewesen.

 

Große Not

Drei Viertel der historischen Gebäude sowie wertvollster Urkundenbestand, Bücher von Frobenius im Rathaus u. dgl. wurden vernichtet. Das mittelalterliche Aussehen der Stadt änderte sich vollständig. Die Stadtmauer und die drei Stadttore verschwanden: Ihre Steine verwendete man für den Wiederaufbau der Stadt. Von den Türmen blieben nur noch drei stehen. Die Bevölkerung selbst geriet in größte Not.
 

Urkunden aus dem Staatsarchiv Würzburg  Urkunden aus der Hammelburger Kirchturmspitze

 

 Anläßlich der Außenrenovierung der Stadtpfarrkirche St. Johannes 1990 wurde in der Turmkugel und im Wetterhahn Urkunden gefunden.

 Das katholische Pfarramt hat im Jahr 1990 dazu eine kleine Broschüre herausgegeben, die wir hier mit freundlicher Genehmigung in Auszügen veröffentlichen:
 
Der damalige Pfarrer Josef Treutlein schrieb dazu im Vorwort:
„Es war ein spannender Moment, als in Gegenwart des Stadtbauamtes am 5. November die Kugel geöffnet wurde. Wir fanden in einer länglichen Blechdose ein Schreiben aus dem Jahr 1855. (…)
Es ist ein eigenartiges, bewegendes Gefühl - wie wenn man einen Brief liest, der schon längst vor unserer Geburt an uns abgeschickt wurde, ein Brief von Toten an uns Lebende, ein Brief aus der Pfarrgemeinde von damals an die Pfarrgemeinde von heute ...
Mit einem Mal wird man zurückversetzt. Man weiß sich hineingestellt in den Strom der Geschichte und fühlt sich über die Jahrhunderte hinweg verbunden mit allen, die je in unserer Pfarrkirche gebetet und an ihr gebaut haben. Und unwillkürlich fühlt man
die Verantwortung, die jetzt auf unserer Generation ruht ...“
 
Abschrift der Urkunde des Kirchturmes St. Johannes, Hammelburg
 
 
Liebe Enkel und späte Nachkommen! 
 
Wenn Ihr diese unsere Schrift zu Gesicht erhaltet, und leset, was wir in schwerer Zeit als Nachricht für Euch niedergeschrieben haben, so empfanget zuvor den herzlichsten Gruß von uns Euren Vor­aeltern und Vorfahren.
 
Unsere liebe Vaterstadt Hammelburg wurde am 25 April 1854 (Ein Tausend acht hundert vier und fünfzig, am fünf und zwanzigsten April) am Tage des hl. Markus, von einem schrecklichen Unglücke heimgesucht.
 
Die Bittprocessionen gingen von hier, und von der Umgegend auf Kloster Altstadt, verrichteten dort ihre Andacht, und kehrten alle in Frieden wieder zurück. Sämtliche Processionen waren in ihre Heimath zurück, oder waren nahe am orte, da brach hier Feuer aus. Es entstand durch Nachlässigkeit in der Scheuer des Mitbürgers Dr. Kaiser in der Nähe des Thürmersthurmes, dessen Fachwerk obenselbst abbrannte und die Sturmglocke auf demselben schmolz, um 11 Uhr Vormittags: dieses Feuer in Mitte der Stadt ausgekommen griff mit solcher Heftigkeit um sich, daß in Zeit von, zwei Stunden drei Viertheile der Stadt in Flamen standen, denn es wehte vom frühen Morgen an, und namentlich zur Stunde des Unglücks, ein so furchtbar schrecklicher Sturmwind, dass es unmöglich war, den Flamen Einhalt zu thun, das Feuer brannte gar nicht in die Höhe, sondern wälzte sich, vom Sturmwinde niedergedrückt fast immer im Kreise herum, und griff mit einer solchen Schnelligkeit um sich, daß man glauben sollte, die Flamme würde von unsichtbarer Hand von einem Gebäude zum andern, von einem Ende der Stadt zum andern geschleudert.
 
Die Bürger und Bewohner der Stadt beeilten sich alle mit rastlosem Eifer, des Feuers Herr zu werden, und die Flame zu unterdrücken; aber alle mußten alsbald auf ihre eigne Rettung denken, mußten die Feuerspritzen und Löschmaschinen verlassen und dem Feuer selbst überlassen, um nur ihr eigenes Leben zu retten; denn die Stadt war im Zeitraume von zwei Stunden ein wahres Feuermeer. Es brannten nieder bis auf den Grund alle Häuser und Gebäude am Marktplatze, die Niedergasse bis an das Forstamt, Obere Gasse, ein Theil der Judengasse, Häfnergasse Bad- und Betgasse, Löwersgasse, Kirchgasse, Weihersgasse, alte Postgasse, Neubaugasse, Spitalgäßchen, theilweise die alte Amtsgasse.
 
Auf den großen freien Marktplatz hatten viele der näheren Bewohner ihre beweglichen Effecte gebracht, sie mussten alles im Stiche lassen, denn die Flamme schlug auch hieher und verbrannte, was man zu retten gesucht hatte; selbst die Rohre im Pumpbrunnen am Markte verbrannten aus dem Wasser heraus. Wunderbarer Weise wurde das schöne Bild des hl. Johannes, das den Marktplatz ziert, von der Flame nicht berührt, nicht einmal geschwärzt und die Bäumchen, die dasselbe umgaben, nicht verletzt. Das schöne Landgerichts­gebäude, das Schloss nämlich, die ehemalige Sommer­residenz der Fürstäbte von Fulda, das Rathhaus, die Zierde der Stadt und des Marktes brannten nieder, und alle Acten, Bücher und Papiere verbrannten mit, es blieben nur die vier Mauern stehen. Das schöne Spitalgebäude samt Kirche wurde ein Raub der Flamen, und drei Pfründner fanden im Feuer ihren Tod. Während jedoch das ganze Spital in Flammen aufging, und alles Holz, selbst die Balken aus den Mauern herausbrannten blieb ein im Spitale hängendes Crucifix unversehrt.
 
Auch der Thurm der Pfarrkirche wurde von den Flammen ergriffen, brannte ab, vier schöne große Glocken schmolzen, und der Barmherzigkeit Gottes verdanken wir es, dass die schöne Pfarrkirche selber verschont blieb; denn der brennende Thurm stürzte auf die Straße, und nicht auf die Kirche. Auch das Schulgebäude brannte nieder, das Pfarr­haus blieb verschont. Im Augenblicke der Gefahr und Verwirrung hatten wir alles, was wir beweg­liches werthvolles hatten, in unsere Keller gebracht, und glaubten es so gerettet; aber unsere Häuser stürzten zusammen wir vermochten nicht, die brennenden Balken hinwegzuräumen, und so kam es daß am zweiten, dritten vierten Tage nach dem allgemeinen Brande unsere Keller mit dem ganzen Inhalte ausbrannten. Wir hätten freilich noch manches retten können, wen wir mehrere Thore oder Ausgänge aus der Stadt gehabt hätten; denn das obere Thor und das Weihersthor waren wegen des Feuers ungangbar, nur das Niederthor war noch offen; es. wurden in Folge dessen noch vier Oeffnungen durch die Mauer gebrochen. Viele aus uns kamen nur mit dem nackten Leben davon und hatten als Vermögen das Kleid, das sie am Leibe trugen, und Viele von uns wohnten von nun an den ganzen Sommer, und viele auch noch den kommenden Winter über in den Kellern.
 
Dem lieben Gott sagen wir Dank, denn er schickte uns durch die Wohlthäter vielfache Unterstützung, so daß die erste und größte Noth gelindert war. Wir mussten nun daran denken, unsere Wohnungen wie­der aufzubauen, das war eine schwere Aufgabe für uns; denn es kostete, weil so viele bauten, der gewöhnliche Taglöhner 45 kr: (fünfundvierzig Kreu­zer) den Tag; der Maurer vierundfünfzig Kreuzer bis einen Gulden; der Zimmermann ebensoviel; der Steinhauer einen Gulden und zwölf Kreuzer; die Ruthe Stein zu 400 (vierhundert bayer. Kubikfuß zwanzig Gulden. Doch Gott half uns bauen und darum ging das Werk voran, und wir wohnen jetzt, ein und ein halb Jahr nach dem Brande wieder alle in unsern Häusern.
Bemesset nun, ihr späten Enkel und Nachkommen, welche harte Zeit wir eure Vorältern durchlebt haben.
 
Das Mauerwerk des Kirchthurmes hatte beim Brande gelitten, und einen großen Riß erhalten; wir liesen ein Stockwerk Stein abbrechen und neu aufbauen, und gut verschlaudern, am 1. October 1855 wurde die Arbeit begonnen, am 16. November beendigt; das Fachwerk, die Pyramide von Holz steht nun auch wieder auf dem Thurme; der Thurm kostet uns 4000 (vier Tausend) Gulden.
 
Heute am 25. November 1855 haben wir ein großes Freudenfest. Der Hochwürdigste Herr Bischof von Würzburg Georg Anton von Stahl begab sich aus Liebe zu uns hieher, und weihte heute unsere vier neuen Glocken, die Meister Pustelli in Aschaffen­burg neu gegossen hat; sie kosten uns 6000 (sechs Tausend) Gulden.
 
Das Rathhaus wollten wir wieder in solcher Weise herstellen, daß es für den Markt und die Stadt eine Zierde werde; wir haben desshalb geeignete Voran­schläge anfertigen lassen und diese stehen auf 19000 (neunzehn Tausend) Gulden. Erwähnen müssen wir noch, daß das Rathhaus in seiner ursprüng­lichen Form einen sehr hohen Giebel hatte; dieser blieb beim Brande stehen, denn er war von Stein aufgeführt; es hatten diese jedoch beim Brande so gelitten daß einige Monate darnach ein heftiger Sturmwind den Giebel umstürzte. Zum Glücke ging kein Menschenleben dabei verloren.
Die Lateinische Schule hier, die zur Zeit aus 4 Klassen besteht, war seit ihrer Gründung mit dem Spitale vereint, doch soll sie jetzt auf Befehl der Königl. Regierung mit den deutschen Schulen in einem Gebäude vereinigt werden. Zur Zeit haben wir 4 Schulen hier; nämlich 2 Knaben- und 2 Mädchen­schulen und 4 Lehrer. Die Mädchenschulen sollen den armen Schulschwestern anvertraut werden, und wird im neuen Schulhausbaue geeignete Abtheilung für ihre Aufnahme eingerichtet. Der Schulhausbau ist im Voranschlage auf 33000 Gulden angesetzt.
 
Unsere Stadtkasse hatte vor dem Brande noch 20000 fl (Zwanzig Tausend Gulden) Schulden. Durch diese Neubauten sind wir genöthigt, noch 70000 fl aufzu­nehmen; und auch ihr, späte Nachkommen habt auf diese Weise noch an den Folgen des uns getroffe­nen Unglückes zu tragen.
 
Nach dem Brande flüchteten sich die Abgebrannten auf das Kloster Altstadt; wir fanden dort Aufnahme, und nach Möglichkeit Unterstützung. Die Arbeits­zimmer des königl. Landgerichts waren noch lange dort aufgeschlagen; die des Rentamtes im Pfarr­hause, bis einige Nothzimmer im Landgerichtsgebäude hergestellt waren. Die Schule wurde anfangs in der Kirche gehal=(ten;) wir errichteten bald eine Noth­schule. Unsere Sitzungen am Magistrate hielten wir im Gasthause "zum Roß", später im Gasthause "zum Engel", das bald gebaut wurde. Die Zeit zum Gottes­dienste wurde anfangs von den Ministranten mit einer Schelle durch die Straßen der Stadt ange­zeigt, später errichteten wir auf dem Marktplatze ein Gerüst mit zwei kleinen Glocken.
 
Noch wollen wir auch die Preise der Lebensmittel euch angeben, wie solche zur Zeit stehen: der sechspfündige Laib Kornbrod 32 bis 36 Kreuzer; das Pfund Rindfleisch 12 bis 13 Kreuzer; das Pf. Kalb­fleisch 11 Kreuzer; das Pf. Hammelfleisch 11 Kr. d. Pf. Schweinefleisch 16 bis 18 Kr; die Maas Bier 7 Kr; die Maas gewöhnlichen Wein 12 bis 20 Kr; der bessere Wein 36 bis 40 Kr; das Schäffel Waitzen 30 Gulden; das Schäffel Korn 25 bis 27 Gulden, d. Sch. Gerste 15 bis 16 Gulden d. Sch. Haber 7 bis 8 Gul­den; der Most ergab nicht viel in diesem Herbste, doch so ziemlich gut man verkaufte ihn um 8 bis 9 Gulden.
 
Unsere Stadt hat gegenwärtig 550 Bürger, zählt 2750 Seelen, und hat magistratische Verfassung; Bürgermeister ist der königl. Poststallhalter und Postexpeditor Johann Bapt. Rauck; Stadträthe und Mitglieder des Magistrates sind:
"Anton Joseph Merz, se.col. Kaufmann
Paul Hofman, Buchbinder;
"Andreas Pfaff, Eisenhändler,
Moritz Tremer Adlerwirth;
Lorenz "Hannawacker, Gastwirth zum Schwanen,
Joseph Zwecker, Gastwirth "z. Hirschen;
Karl Happ Gerbermeister
Georg Endres Färbermeister. "
Das Collegium der Gemeindebevollmächtigten zählt 24 Mitglieder; auch eine Landwehr besteht hier; dermaliger Commandant ist Stadtschreiber Georg Anton Schultheis; die Namen der Beamten sind:
"Forstmeister Geisse; Landrichter
Franz Moser Assessoren:
"I Schreiner, II Brennfleck, III Pfeiffer;
Functionäre: Döll, Stöckel
"Gerichtsarzt Dr. Kamm;
Rentbeamte: Feldhauser.
Der gegenwärtige Pfarrer, Verfasser dieser Urkunde ist: Vitus Ernst Seuffert von Rottershausen gebürtig, der seit 27. März 1855 hier Pfarrer ist.
 
Nun, ihr späten Enkel und Nachkommen, wen ihr dieses leset, so schenket uns euren Voreltern, ein frommes Andenken, wir haben eine harte Zeit durch­lebt, jedoch nach Kräften gestrebt, für euer Wohl zu sorgen. Wir ruhen, wenn ihre diese Schrift zu Gesicht bekommt, alle im Grabe; so weihet uns ein andächtiges Vater Unser, damit Gott uns allen die ewige Ruhe geben möge.
 

Hiemit verabschieden wir uns von euch.

Hammelburg, 25. November 1855

(Siegel Pfarrei)
Vitus Ernst Seuffert, Pfarrer
Doctor Joh. Ad. Kamm kgl. Gerichtsarzt
Peter Geiße K Forstmeister
Moser Fr. Landrichter
G. A. Schultheis Hauptmann
des Landwehr Bataillons
Hammelburg

(Siegel Stadt)
Der Stadtmagistrat
Baptist Rauck
Bürgermeister
P Hofmann
JosMerz
I.A. Pfaff
Jos. Zwecker
Lorenz Hannawacker
G. Endres
Moritz Tremer
Karl Happ

Niedergeschrieben, wie oben bemerkt, Hammelburg am fünf
undzwanzigsten November 1855 /: Ein Tau­send acht hundert
fünf und fünfzig, und im Thurmknopfe niedergelegt unter
der Regierung Papst Pius des Neunten, und unseres Königs

Maximilian des Zweiten
  Joseph Schork von Kleinheubach
    Kaplan zu Hammelburg.

 


 

 

Erklärungen zum Text (von Otto Lutz und Toni Weimer):
 
Bürgerrechte
Sicher haben Sie bemerkt, daß der Chronist bei der Aufzählung der Einwohner Hammelburgs zwischen Bürgern und Seelen unterscheidet. Tatsächlich war das Bürgerrecht damals ein wich­tiges Privileg, das man nur beantragen konnte, wenn man wichtige Voraussetzungen erfüllte:
 
Man mußte verheiratet sein;
man mußte nachweisen können, da/9 man sich und seine Familie selbständig ernähren konnte, also nicht der Allgemeinheit, der Stadt, zur Last fiel;
man mußte dieses Recht beantragen und dafür eine Gebühr entrichten.
 
Dadurch war man berechtigt, ein Gewerbe zu be­treiben; man erhielt das Recht zu Rats- und Stadtämtern, aber auch die Verpflichtung, städt. Lasten mitzu­tragen.
Gewöhnliche Einwohner hatten kaum die Möglichkeit, dem Magistrat anzugehören.
 
Währung
Die Währung der damaligen Zeit war der Gulden (fl.) zu 60 Kreuzern (kr). Große Schwierigkeiten bereitet es, diese Währung in DM umzurechnen. Wir können nur versuchen, die angegebenen Brot- und Fleisch­preise, sowie die Verdienste auf entsprechende heu­tige Verhältnisse "umzulegen".
 
Ein Tagelöhner verdiente damals ca. 45 Kr.
Ein Maurer und ein Zimmermann verdienten ca. 54 Kr. bis 1 fl.
Die Arbeitszeiten waren wesentlich länger; gear­beitet wurde an 6 Arbeitstagen je Woche.

Lebensmittelpreise um 1854 im Vergleich zum Jahre 1990
1. Brot
heutiger Nettolohn von DM 13,-- je Std. heutiger Brotpreis DM 3,-- je kg
 
Tageslohn 1990:                                     DM 104,-­
Tageslohn 1854:                                    ca. 1 fl.
Wir könnten uns heute mit einem Tageslohn ca. 35 kg Brot kaufen,
der damalige Facharbeiter knapp 4,5 bis 5 kg Brot (also nur 1/7).
 
2. Schweinefleisch
durchschnittlicher Kilopreis ca. DM 11,50
damaliger Kilopreis             ca. 37,3, Kr
 
Wir könnten heute mit einem Tageslohn ca. 9 kg Schweinefleisch kaufen,
der damalige Facharbeiter knapp 1,5 kg (also nur 1/6).
 
3. Rindfleisch
durchschnittlicher Kilopreis ca. DM 12,60
damaliger Kilopreis                    ca. 28,5 Kr
 
Wir könnten uns ca. 8 kg Rindfleisch für einen Tagesverdienst kaufen,
der damalige Facharbeiter nur 2 kg (also nur 1/4).
 
4. Wein
bei einem durchschnittlichen Literpreis von DM 8,-­
 
Wir könnten uns mit einem Tagesverdienst ca. 13 l Wein kaufen,
der damalige Facharbeiter nur 5 l.
 
5. Bier
Bei einem durchschnittlichen Literpreis von DM 1,90 könnten wir uns 55 l Bier von einem Tagesverdienst kaufen, der damalige Facharbeiter nur 11 l Bier.
 
 
Hammelburgs Anschaffungen und Schulden, bezogen auf den Tagesverdienst eines Facharbeiters:
 
Kosten für                  1 fl/Tag                        104 DM/Tag
 
Turm                           4 000 fl                 416 000 DM
Glocken                       6 000 fl                 624 000 DM
Rathaus                    19 000 fl              1 976 000 DM
Schulhaus                 33 000 fl              3 432 000 DM
 
Schulden                   20 000 fl              2 080 000 DM
Neue Schulden          70 000 fl              7 280 000 DM
Erläuterung der Straßennamen
 
Alte Amtsgasse       =         von Hess-Str.
Alte Postgasse        =         Jos.-Schultheis-Str. ab Viehmarkt bis Dalbergstr.
Bad-u.Betgasse       =        Frobeniusstr.
Häfnergasse            =        Dalbergstr- von Kissinger Str. bis v.-Hess-Str.
Judengasse             =        Dalbergstr. vom Schlettenhof bis Kissinger Str.
Löwersgasse           =        Löwengasse
Neubaugasse          =        Jos.-Schultheis-Str. v. Bahnhofstr. bis Viehmarkt (erst
nach dem Brand angelegt)
Niedergasse            =        Bahnhofstraße
Obere Gasse           =        Kissinger Straße
Weihersgasse         =        Weihertorstraße
 

 


 

Abschrift der beiden Urkunden, die im "Bauch" des Wetterhahnes gefunden wurden, aus dem Jahr 1929

 

Urkunde.
      Der Turmbau bedurfte teilweise der Erneuerung und auch der oberste Aufsatz, die Windfahne mußte infolge Schadhaftigkeit ausgewechselt werden. Die Turm-Umbauarbeiten bezüglich der Dacheindeckung hat eine auswärtige Firma, die Zimmererarbeiten hat Zimmermeister Bethäuser von hier ausgeführt. Den obersten Aufsatz, die Windfahne, hat Spenglermei­ster und Installateur Rudolf Schreiner von hier hergestellt. Der alte Aufsatz wird dem Bezirks­museum einverleibt. Fast 3/4 Jahrhundert hat die­ser Aufsatz die Windrichtungen gezeigt.
 
Zur Erinnerung an die schwere Kriegszeit soll der Nachwelt im Gedächtnis erhalten werden, daß am 2. August 1914 ein Weltkrieg ausgebrochen ist. Fast, alle europäischen Staaten waren die Feinde von' Deutschland. Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei waren gemeinschaftliche Mächte. Das mit Deutschland und Österreich-Ungarn verbündete Italien hat 1915 den Dreibund gebro­chen und ist zu den feindlichen Mächten überge­treten.
 
Aus der Stadt Hammelburg wurden auch 400 Krieger zu den verschiedenen Kriegsschauplätzen einberufen. 72 mußten für das Vaterland sterben; 12 gelten als vermißt. Das Kriegerdenkmal am Rathause soll für immerdar die Gedenk- und Dankesstätte der Heimat sein.
 
Am 9. November 1918 ist auf Betreiben eines Kurt Eisner in der Hauptstadt München die Revolu­tion ausgebrochen. Die Heere haben nicht mehr standgehalten. Unser Heer und die Verbündeten haben den Rückzug angetreten.
Der Krieg wurde ob der großen Uebermacht und des eingetretenen wirtschaftlichen Niederganges verloren.
    Schwere Zeiten sind hierauf über Deutschland hereingebrochen; auf allen Gebieten große wirt­schaftliche Erschwernisse und allgemein bedrängte wirtschaftliche Lage. Von vielen Generationen wer­den die Kriegsfolgen noch ertragen werden müssen. Unsere Feindesmächte, insbesondere Frankreich wollen sich mit den gebotenen Kriegsentschädi­gungen nicht zufrieden geben. Die Verhandlungen hierauf sind noch nicht abgeschlossen. In schwerer Niederlage wartet Deutschland angesichts seiner wirtschaftlichen Kraft auf bessere Zeiten.
 
       Die Stadtverwaltung besteht derzeit aus dem 1. Bürgermeister Karl Michelbach, Kaminkehrermei­ster, dem 2. Bürgermeister Karl Mützel und 14 Stadträten. Amtlicher Leiter ist städt. Verw. O.Inspektor Jos. Gg. Fuchs.
 
Hammelburg, am 29. Mai 1929.
Zur urkundlichen Bestätigung: gez.: Fuchs Gg. (Städt. Siegel)
 
 

Abschrift der Urkunde des Spenglermeisters

Urkunde:
 
Dieser Wetter-Hahn wurde im Jahre 1929 am 29. Mai in der Werkstadt des Spenglermeister Rudolf Schreiner angefertigt. Daran arbeiteten auch die Gehilfen Hans Schmitt und Eberlein. Der Hahn ist Handarbeit und kann ich deshalb der zukünftigen Generation solches Arbeiten empfehlen.
gezeichnet:
 
Hans Eberlein                                           Rudolf Schreiner
Hans Schmitt                                               Spenglermeister
nebst Frau Frieda
Nach den Kriegsschäden                            Mutter Josefina u. 2 Söhnchen        überholt am 11. 9. 50.                                     Rudolf u. Otto v. BS Hbrg

 

Erste Meldung über den Hammelburger Stadtbrand von 1854

 


Im Folgenden findet man die erste Meldung vom Brand, 1 ½ Stunden nach dessen Ausbruch von einem Beamten eiligst an die Regierung gesandt. Wie die äußere Form des Originals erkennen lässt, ist dieses Schreiben in höchster Not und Eile verfasst: voller Flecken und in einer nur schwer zu entziffernden Schrift. Es befindet sich in einem Akt des Staatsarchivs Würzburg.

Fundort des Aktes im Staatsarchiv Würzburg:
Regierung von Unterfranken, Präsidialakten 321

Die Akte wurde von Oberarchivrat Jens Martin erst vor kurzem im Staatsarchiv aufgefunden. Meldung und Bericht wurden von Günther Albrecht in der vorgefundenen Rechtschreibung und Interpunktion transkribiert.

 

  Hammelburg, den 25. April 1854

Bericht
den in Hammelburg aus-
gebrochenen Brand
betr.

 

Mittags 12 ½ Uhr

 

 

  

[Vermerk in Würzburg: Eingekommen 25/4. 5 Uhr]

Hohe k. Regierung
von Unterfranken u. Aschaffenburg
K[ammer] d[es] I[nneren]

Seit 1 ½ Stunden ist dahier Feuer ausgebrochen und hat Nordostwind so schnell um sich gegriffen, daß die Stadt zu ¾ Theilen bereits in Brand steht und jede Hülfe unmöglich macht. Der Umfang u. das Ende des grässlichen Unglücks ist nicht abzusehen.
In treuster Ehrfurcht
Einer etc.
unterthänigst gehorsamer
[...]

                       


Bericht des Würzburger Regierungspräsidenten über den Ausbruch des Hammelburger Stadtbrandes von 1854

Als weiteres Schreiben in diesem Akt ist im Staatsarchiv Würzburg der Bericht des Regierungspräsidenten erhalten, der abends gegen 5 Uhr die Nachricht vom Unglück erhalten hat. Noch in der Brandnacht ist er mit einer Kutsche von Würzburg aus am Brandort eingetroffen. Wenn man das damalige Nachrichten- und Verkehrswesen berücksichtigt, so ist er nach den notwendigen Vorbereitungen umgehend aufgebrochen.

Noch ganz unter dem Eindruck des Geschehen hat er zwei Tage nach dem Brand diesen Bericht an den König verfasst. Neben der Beschreibung der allgemeinen Verwüstung und Verwirrung sind die getroffenen Maßnahmen genannt, um dem Feuer Einhalt zu gebieten, und auch die selbstlosen Hilfen aus den Umgebungsorten dargestellt. Daneben führt er die ersten organisatorischen Schritte auf, um zunächst einmal die allergrößte Not der Bevölkerung zu lindern. Ebenso war an den Wiederaufbau der Stadt zu diesem Zeitpunkt schon gedacht worden, da bereits Anweisungen ergingen, Pläne für den Holzeinschlag in den staatlichen Waldungen aufzustellen.

 aus dem Akt des Staatsarchivs Würzburg:

                            Würzburg den 27 April 54

An
das k. Staatsministerium des Innern  
allerunthänigster Bericht des
k. Staats- u. Reichsrathes, Regierungs-
präsidenten Freiherrn von Zurhein
zu Würzburg

Allerdurchlauchtigster [...]

Brand in Hammelburg betr.

Wie Ew. Majestät bereits aus meiner telegraphischen Depesche vom 25ten April d. J. zu ersehen allergnädigst gewahrt haben werden, ist am 25ten d. M. Mittags gegen 11 Uhr ein Brand in Hammelburg ausgebrochen, welcher sich bei dem heftig wehenden Nordostwind, und dem Umstande, daß die im Magistratsgebäude verwahrten Löschgeräte gleich anfangs verbrannten, mit so reißender Geschwindigkeit über die ganze Stadt verbreitete. Daß dieselbe mit Ausnahme des kleineren gegen Euerdorf hinziehenden Theiles, aus etwa 70 ärmlichen Häusern bestehend, schon nach wenigen Stunden buchstäblich in einen Trümmerhaufen verwandelt wurde.

Sogleich nach Empfang der Botschaft vom Ausbruche des Brandes ordnete ich an, daß eine entsprechende Verstärkung der Gensdarmerie mit den benachbarten Landgerichten nach Hammelburg entsendet würde, eine Maßregel, welche sich in der Folge als vollkommen zweckgemäß bewährte, u. begab mich mit Extrapost in Begleitung des Regierungsassessors Treppner, des Civilbauinspekktors Reuß und des königl. Gensdarmeriehauptmannes Freih. von Leoprechting um 8 Uhr Abends nach dem bedrängten Städtchen.

In Arnstein ließ ich während des Umspannens sogleich den dortigen Landrichter rufen u. trug ihm auf, noch in der Nacht für Beifuhr von Lebensmitteln aus seinem Amtsbezirke nach Hammelburg Sorge zu tragen, nahm aber zugleich auch in meinem Wagen noch den dortigen Landgerichtsassessor Trabert auf, welcher die Verhältnisse in Hammelburg genau kennt, um denselben zur Unterstützung der Hammelburger Beamten zu commitieren ( = senden), da ich mit Grund voraussetzen musste, daß ein nicht selbst betheiligter Beamter in der allgemeinen Verwirrung entsprechende Dienste leisten würde.


Zeichnung von Chr. Müller Nürnberg  Bildunterschrift:  Hammelburg Diese schöne freundliche Stadt wurde am 25ten April 1854 durch das Feuer, deßen Wuth ein starker Wind begünstigte, gänzlich zerstört, durch welches Unglück viele hundert Familien abdachlos geworden sind. Dieser Prospeckt läßt einen richtigen u. getreuen Ueberblick von dem gräßlichen Unglück erkennen indem derselbe kurz nach dem Brande aufgenommen wurde.   (Archiv Stadt Hammelburg) Nach 1 Uhr früh kam ich in Hammelburg an u. übersah von der Höhe herab schon von weitem den ganzen Umfang des Unglücks, dem die arme Stadt verfallen war.

Hammelburg bildete dem Auge nur ein Feuermeer dar. Deutlich konnte man das in Ruinen stehende Schloß, das ausgebrannte Rathaus, die des Kirchthurmes, der bereits eingestürzt war, beraubte Kirche erkennen. In die Stadt einzufahren war unmöglich, da aus allen Toren Feuersäulen entgegenschlugen.

Ich fuhr also in das benachbarte Franziskanerkloster Altstadt, welches in gastlicher Weise sich geöffnet hatte, wo ich den kranken, tief gebeugten Landrichter, der mit den Seinen gleich den beiden Assessoren nichts als das nackte Leben gerettet hatte, sowie den Assessor Schreiner, nebst dem Forstmeister Gygle traf, welche eben für die Unterbringung der Kinder und Kranken im Kloster Sorge getragen hatten. Von da aus begab ich mich sofort in Begleitung der von mir mitgebrachten Personen, des Forstmeisters Gygle u. Assessors Schreiner in die Stadt, in welche ich erst auf Umwegen durch Gärten gelangen konnte.


Der Marktplatz von Hammelburg nach einer Uraufnahme aus dem Jahre 1847. Die Nordseite war vor dem Stadtbrand mit 8 Anwesen stark gegliedert. An der Ostseite gab es damals – so wie auch heute, 2 Häuser. Die Westseite ist heute noch in etwa genau so bebaut. An der Südseite wurde aus den Anwesen 16, 17 und 18 ein Gebäude errichtet.Bei dem allgemeinen Brand, wo jeder nur bedacht war, seine Habe zu retten, war an ein systematisches Zusammengreifen nicht gedacht worden, obschon auswärtige Feuerspritzen noch vorhanden waren, so fehlte es doch an Wasser, da es bei der so schnell eingetretenen Zerstörung alles Eigenthums an Trögen und Fässern, in denen dasselbe aus der nahen Saale hätte herbeigeschafft werden können, sowie an der entsprechenden Bespannung mangelte.

Es wurde daher auf meine Anordnung an die benachbarten Gemeinden Expresse sogleich mit der Weisung abgesendet, daß jede einen Wagen mit einem großen, bereits gefüllten Faß u. mit 20 kräftigen mit Hacken und Schaufeln versehenen Männern nach Hammelburg zu senden habe, welcher Anordnung auch bereitwilligst entsprochen wurde, so daß gegen Morgen Löschapparate und Mannschaft in gehöriger Menge vorhanden waren.

Nachdem ich bis 8 Uhr auf der Brandstätte geblieben und durch die rastlosen Anstrengungen aller Behörden u. Anwesenden dem Weitergreifen der Flammen Einhalt geboten war, bildete ich in dem Kloster, welches als gemeinsamer Versammlungsort diente, unter Zuziehung des landgerichtlichen Beamten, des Forstmeisters u. Revierförsters, des Ortspfarrers, Bürgermeisters, mehrerer angesehener Bürger u. des Franziskaner Guardians ein Hilfscommitté, welchem ich zur Verwendung der einkommenden Unterstützung an Geld, Viktualien, Kleidung u.s.w., u. Behufs der Unterbringung der Obdachlosen die mir nöthig scheinenden Directionen verzeichnete u. zunächst veranlasste, daß durch die Patres Franziskaner eine Suppenanstalt sofort eröffnet wird, u. schon für die kommende Nacht die Unterbringung der Obdachlosen in den benachbarten Ortschaften vermittelt werden konnte, sowie die zahlreichen Zufuhren an Viktualien, welche aus der ganzen Umgegend bereits statt gefunden hatte, es ermöglichte, daß alle Bedürftigen durch das Hilfscommitté schon im Laufe des Morgens mit Lebensmitteln unterstützt werden konnten.

Ich behändigte dem Hilfscommitté ferner die Summe von 500 fl, welche ich zur Deckung der dringendsten Bedürfnisse vor meiner Abreise einstweilen vorschußweise aus Mitteln der Regierungsregie entnommen hatte, u. fügte dieser Summe aus meiner Privatcasse den Betrag von weiteren 100 fl als ersten Kollektivbeitrag bei, so daß für den ersten Augenblick nothdürftig gesorgt sein dürfte.

Freylich wird es bei dem totalen Brandunglücke großartiger Unterstützung aller Art bedürfen, u. werden [...] von Seiten der Kreisregierung die entsprechenden Anträge an Ew. M. gestellt werden. Den Umfang des Schadens vermag ich Ew. M. noch nicht anzugeben, da ich während meiner Anwesenheit in Hammelburg, welche bis gestern Abend währte, mit nichts anderem beschäftigen konnte, als die Leitung der Löschanstalten zu überwachen, und die für den Moment nöthigen weiteren Anordnungen zu treffen.

 

Einstweilen zeige ich Ew. M. nur an, daß die Landgerichtlichen Localitäten gänzlich niedergebrannt sind nebst allen Akten mit alleiniger Ausnahme der Hypothekenbücher und der Depositen, welche beim Beginn des Brandes noch schnell in den Keller gerettet wurden. Das Rentamt hat ebenfalls alle Akten, seine Heberegister, Steuerbücher u. sonstigen Kataster im Brand verloren, u. nur die Kasse konnte, wie mir der Rentbeamte sagte, gerettet werden.

Alles liegt im Schlosskeller untereinander, u. ich musste mich lediglich darauf beschränken, den Eingang hiezu durch Gensdarmerie Mannschaft bewachen zu lassen, u. durch Aufstellung einer Feuerspritze im Hofraum des Schloßes unter der Leitung des von mir mitgebrachten Civilbau Inspektors Reuß dem weiteren Umsichgreifen der Flammen, welche bei meiner Ankunft bereits den größten Theil des umfangreichen Schlosses ausgebrannt hatten, Einhalt zu thun; wodurch es dann auch mit vieler Mühe gelang, fünf bis sieben Zimmer vor gänzlicher Zerstörung, sowie den Keller im vorderen Flügel, worin die herrschaftlichen Weine gelagert waren nebst seinem Inhalte, mit Ausnahme eines Fasses, an dem die Reifen durch die Hitze platzten, zu retten.

Die Landgerichtliche Frohnfeste, aus welcher die Gefangenen schon bei Beginn des Brandes entfernt, u. an die benachbarten Landgerichte transportiert worden waren, steht noch unversehrt, ebenso das Forstamtsgebäude, welches mitten unter den brennenden Nachbarhäusern unversehrt geblieben. Das Langhaus der Pfarrkirche, an welcher der Thurm bereits in Brand gerathen, u. zusammengestürzt, blieb nebst dem anstoßenden Pfarrhaus wie durch ein Wunder erhalten. da ringsum die Flammen wütheten u. die Localität es lange unmöglich machte, eine Feuerspritze anzuwenden.

Das Rathaus 1854, wie es der Hammelburger Maler Franz Ringelmann 1928 gemalt hat (Ausschnitt aus dem Bild "Landwehr" )Gänzlich zerstört sind das Rathhaus nebst allen Akten, Urkunden etc. die Schulgebäude, das Spital, Armenhaus, die Apotheke, Gensdarmerielocal u. die ganze innere Stadt.

Heute werden die Abschätzungen durch den Brandversicherungsinspektor bereits vorgenommen u. zur Anfertigung der neuen Generalbauplanes sind bereits die entsprechenden Einleitungen getroffen.

Landrichter Rothmund von Euerdorf u. Landrichter Bucher von Kissingen sowie der dortige Bau-Inspektor Krämer hatten sich bereits wenige Stunden nach Ausbruch des Brandes in Hammelburg daselbst eingefunden, u. die dortigen Beamten, da Landrichter Leutbacher, dessen Quiescenz (= Ruhestand) bei Ew. M. zu beantragen wir bereits vor wenigen Tagen im Collegium beschlossen hatten, wegen seiner tief erschütterten Gesundheit auf der Brandstätte nicht thätig sein konnte, in den nöthigen Anordnungen unterstützt; auch erschien Landrichter Bucher mit Inspektor Krämer am anderen Morgen wieder mit neuer Mannschaft aus Kissingen, u. leisteten mit gewohnter Energie u. Thätigkeit wesentliche Dienste in Leitung der Löschanstalten.


Sogleich nach meiner Rückkehr hierher trat ich mit den beiden Direktoren der Kreisregierung und einigen Collegialmitgliedern in Berathung und in Folge dieser Berathungen wird zunächst die Anordnung einer Kreiscollection, worüber Ew. Majestät eigener Kammerbericht zugehen wird beschlossen, u. Regierungsrat Freyherr von Gumppenberg, der heute noch nach Hammelburg abgehen wird, mit dem Auftrage versehen wird, als Special Commisair der Regierung die Leitung der bezüglich der Versorgung der armen Abbrennler weiter zu ergreifenden Maßnahmen in die Hand zu nehmen, sowie die wegen Herstellung des Generalbauplanes nöthigen Anordnungen zu treffen. Zugleich wurde ihm der Auftrag zu Theil, die gänzlich aufgelöste landgerichtliche Amtierung wieder nach Maaßgabe der Disponibeln noch brauchbaren Localitäten und des etwa noch geretteten Amts Inventars einzurichten, u. zu constatieren, was an Akten u. Urkunden zu Grunde gegangen.


Es wird ihn zugleich ein Mitglied des Finanzrechnungscommissariats begleiten, um durch dasselbe Ordnung in die finanzielle Branche des Rentamts u. Landgerichtes zu bringen, sowie endlich auch Kreisforstrath Mördes nach Hammelburg abgesendet wurde, um wegen des zu verabreichenden Bauholzes aus den ärarialischen Waldungen rsp. wegen der sofort zu verfügenden Fällungen die entsprechenden Einleitungen mit dem k. Forstamte zu treffen.

Möchten diese Anordnungen welche ich getroffen habe, der allerhöchsten Zustimmung Ew. M. sich zu erfreuen haben.

Ich erkenne es recht wohl an, daß dieser Bericht vielleicht lückenhaft ist u. nur eine schwache Skizze dessen gewährt, was Ew. M. zu wissen nöthig ist.

Wollen Ew. M. indessen eine Entschuldigung in dem Umstande finden, daß ich mich in diesem Augenblicke, kaum erst von der Stätte des Jammers zurückgekehrt, in Folge der überstandenen gemüthlichen, wie physischen Anstrengungen noch in einem zu bewegten u. aufgeregten Zustande befinde, als daß ich Ew. M. eine so erschöpfende Darstellung zu liefern vermöchte, wie ich selbst es wünschte, u. wie ich es für meine Pflicht erachte.

Ich behalte mir also weitere allerehrfurchtsvollste Berichterstattung bevor, u. lege das bejammernswerte Schicksal der armen Stadt Hammelburg, wie nicht minder die traurige Lage der landgerichtlichen u. rentamtlichen Beamten, welche nichts von dem Ihrigen zu erhalten vermochten, als was sie gerade auf dem Leibe trugen, u. nichts desto weniger mit rührender Hingabe den Pflichten ihres Amtes zu entsprechen wetteiferten, an das väterliche Herz Ew. Majestät, welches schon für so viele Wunden den heilenden Balsam zu finden wusste.

In allertiefster Ehrfurcht ersterbe ich
Ew. M.
allerunterth.[änigst] treu geh[orsamer]
Zurhein

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