Hammelburger-Album

Hans Ludwig Stühler wurde am 15. 07. 1928 in Schweinfurt geboren. Er war der Sohn des jüdischen Weinhändlers Max Stühler und seiner Ehefrau Paula, geb. Lion, die in Hammelburg in der Dalbergstraße 49 wohnten und dort in der früheren Judengasse (heute Dalbergstraße) bis 1938 zuhause waren.
Stammbaum Familie StuehlerDie Stühlers waren eine alteingesessene jüdische Familie der Stadt Hammelburg. Um 1811/1817 gab sich der in Hammelburg wohnende Aaron Moses (1783 – 1861), der von Beruf Viehhändler war, den neuen bürgerlichen Familiennamen „Aaron Stühler“.  Sein Sohn Moses (*1823) heiratete die Viehhändlerstochter Sara Stiefel aus Hammelburg.  Drei ihrer Söhne – Abraham (*1852), Bernhard (*1856) und Levi (*1861) - blieben in Hammelburg wohnen, andere Kinder des Moses und der Sara  ließen sich in Untererthal nieder.
Foto: P. Kaup-ClementMax Stühler (*1891) war ein Sohn des Levi. Sein Elternhaus war die Alte Postgasse 251 (heute Josef-Schultheiß-Straße 8). Nicht unweit davon entfernt, in der Dalbergstraße 49, ließ sich Max Stühler mit seiner Familie nieder. Zeitzeugen aus Hammelburg erinnern sich an ihren Klassenkameraden Hans Stühler, der 1934  in die alte Volksschule Hammelburg eingeschult wurde.
Die gemischte Klasse wurde von der kath. Ordensschwester Clementine geführt. Diese sorgte dafür, dass die beiden jüdischen Buben der Klasse – Hans Stühler und Manfred Straus – zumindest in der Schule nicht geärgert wurden. Aber die HJ in Hammelburg, so berichten Zeitzeugen, drangsalierte die jüdischen Jungen trotzdem schwer. Manfred Straus wurden eines Tages auf dem Nachhauseweg die Zähne ausgeschlagen.
Die jüdischen Kinder der Stadt waren seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten bösen Drangsalen und Beschimpfungen ausgesetzt. Zum Spielen zogen sie sich zurück in den großen Innenhof der Hammelburger Synagoge, der ganz in der Nähe der Dalbergstraße 49 lag. „Hinter einem Tor verschwanden die jüdischen Kinder in den Synagogenhof und spielten unter sich“, erinnern sich Zeitzeugen.
Am 20. Oktober 1938 hat der zehnjährige Hans Stühler mit seinen Eltern Max und Paula Stühler Hammelburg verlassen und ist nach Frankfurt a. M. umgezogen in die Stegstraße 79 (Sachsenhausen-Nord). Am 17. Mai 1939 war die Familie noch in Frankfurt ansässig, wie aus einer Volkszählung der Stadt Frankfurt hervorgeht. Danach verliert sich die Spur von Hans und seinen Eltern Max und Paula.
Historiker gehen davon aus, dass sie Opfer des Holocaust wurden. In den Jahren 1941/1942 wurden zehn Deportationen von Frankfurt a. M. durchgeführt in die Ghettos Lodz, Minsk, Kowno, Raasiku, Theresienstandt und in das Vernichtungslager Sobibor.  Die Zahl der in diesen Jahren aus Frankfurt Deportierten betrug 7.829. Nur sehr wenige überlebten. Einer von ihnen war Bernhard Adler (* 18. 08. 1873) aus Westheim/Hammelburg.

Quellen: Stadtarchiv Hammelburg, Karl Stöckner; Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt a. M.; Staatsarchiv Würzburg, Akten der Spruchkammer Hammelburg; Zeitzeugen aus Hammelburg.

Historische Recherche für den Geschichtskreis Hammelburg von Petra Kaup-Clement, Haar

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