Hammelburger-Album

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 . . . in Absicht auf Frömmigkeit und sittlichem Verhalten sich mindestens die Note „vorzüglich“ erworben haben
 
Zur Festsetzung des allgemeinen Fortgangs war schon in den Jahren 1840ff. zufolge höchster Ministerial-Entschließung verfügt worden, daß weder in dem Jahreskataloge eine eigene Rubrik für den Fortgang in der Religionskenntniß aufzunehmen sey, noch überhaupt eine Einrechnung derselben in den allgemeinen Fortgang statt zu finden habe. Doch irrt, wer in dieser Bestimmung liberalen Einfluss sehen möchte; in Paragraph drei wird er eines Besseren belehrt: (Es wird verfügt), dass für das Vorrücken in eine höhere Klasse jeder Schüler sich auszuweisen habe, dass er in Absicht auf Frömmigkeit und religiöse Gesinnung, sowie auf sittliches Verhalten mindestens die Note 1,2 (vorzüglich - sehr gut) sich erworben habe. Hieraus wird deutlich, was eine Herabsetzung der Note für sittliches Verhalten infolge einer Strafe für den Delinquenten bedeutete.
 
Als Bezeichnung der Noten war vorgeschrieben:
1. Note: Klasse 1, Stufe 1 : ausgezeichnet
2. Note: Klasse I, Stufe 2 : vorzüglich (sehr gut)
3. Note: Klasse 11, Stufe 1 : vollkommen gut
4. Note: Klasse 11, Stufe 2 : hinlänglich gut
5. Note: Klasse 111, Stufe 1.: gering
6. Note: Klasse 111, Stufe 2 : schlecht
 

Und als Buchpreis die „Griechische Grammatik“
 
Bis zum Schuljahr 1853/54 wurde den jeweils Besten im allgemeinen Fortgang und in den einzelnen Fächern ein Buch als Auszeichnung überreicht. Wenn auch ihr Inhalt heute keinen Schüler mehr aus der Bank lockt - Griechische Grammatik; Leben des hl. Aloysius von Ginzaga; Übungsbuch zum Übersetzen vom Deutschen ins Lateinische und dergleichen für die Schule nützlichen Bücher mehr - der Buchpreis war eine Ehre und bei der damaligen Knappheit von Lehrbüchern auch von materiellem Wert. Damit machte § 37 der Schulordnung vom Jahre 1854 kurz und bündig Schluß: Aus den besonderen Fächern werden mit Ausnahme der Religion keine Preise ertheilt. Der Religionspreis aber wird jenem Schüler zuerkannt, der neben gründlichen Kenntnissen in diesem wichtigen Lehrzweig in Rücksicht auf Frömmigkeit und religiöse Gesinnung entschieden den Vorrang unter seinen Mitschülern behauptet.
 

Hoch lebe der König!
 
In jeder Monarchie haben die Schulen eine wichtige politische Aufgabe zu erfüllen: Zur rechten patriotischen Gesinnung gehört die Liebe zum Herrscherhaus. Die Intensität der Bemühungen, sie zu wecken, spiegelt sich in den Jahresberichten. Allerdings gedachte der erste Subrektor, Dr. Weiglein, der Majestät, des bayerischen Königs, noch gar nicht. Die Alltagssorgen mögen den fernen, hohen Monarchen aus seinem Bewußtsein verdrängt haben. Erwähnt wird nur, dass die Schüler den feierlichen Gottesdiensten an den Namens- und Geburtstagen. des Königs und der Königin beiwohnten. Im nächsten Jahr ist schon die Rede von den Festtagen Seiner Majestät unseres allergnädigsten Königs und Ihrer Majestät unserer allergnädigsten Königin Der Bericht schließt mit einem eher noch zurückhaltenden Vivat: Hoch lebe der König!

Da hörte sich im Jahresbericht 1846/47 die Chronik über die patriotischen Feste schon begeisterter an:
Die Feierlichkeiten an den allerhöchsten Namens- und Geburtstagen Seiner Majestät waren auch den Studienschülern Veranlassung, ihre Wünsche und Bitten für das Wohl des allgeliebten Landesvaters und der allverehrtesten Landesmutter, welche ihre thätige und liebreiche Fürsorge für alle Untertanen des Reichs in den eben verflossenen drückenden Zeiten der Noth auf so glänzende Weise bezeugten, (Ob das Ministerium diesen Hexameter gewürdigt hat?), vor dem Altare Gottes in heißen Gebeten auszusprechen; gleichwie sie bei der zweimaligen Durchreise Sr. Königlichen Majestät durch hiesige Stadt, mit ihren Fahnen in feierlichem Zuge sich aufstellend, ihre Liebe, Treue und Anhänglichkeit an Sr. Majestät allerhöchste Person und das ganze Königliche Haus an den Tag legten. Der huldvolle Gruß aus der durchfahrenden königlichen Kalesche hat die Beziehung des Volkes zur Krone gestärkt. Diesmal wird im Schlusssatz unserem allergnädigsten Landesvater, dem Beförderer
der Kunst und Wissenschaft - (und noch ganz anderer Schönheiten) - [...] dem König    Ludwig 1., ein dreimaliges Lebehoch! dargebracht. Dr. Weigleins Nachfolger, der königliche Subrector Mohr, begnügt sich mit einem dreimaligen Hoch dem allergnädigsten Landesvater, dem König Maximilian. Dann flauen die Begeisterungsbekundungen ab. Subrector Bäuerlein läßt 1849 den König noch hochleben, dann unterbleiben solche Huldigungen, auch unter den folgenden Schulleitern.

Noch vor der weltlichen Obrigkeit aber rangierte in der Jugenderziehung die Kirche. Die Klassenlehrer waren Geistliche, nicht nur, weil das Jakob Rineckers besonderer Wunsch war, sondern weil das dem Anspruch der Kirche und jahrhundertealter Tradition entsprach. Schulleiter waren anfangs die Stadtpfarrer von Hammelburg, und ein Großteil der Jahreschronik berichtete über das geistliche Leben der Schule. Dazu gehörte der tägliche Gottesdienst in der Spitalkirche, welcher von dem königlichen Studienlehrer an Werktagen um !IJ 8, an Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr gelesen wird, [...] an welch' letzteren Tagen jedesmal eine geistliche Exhortation (Ermahnung) vorher im Schulzimmer gehalten wurde. Dazu kam ab 1848 noch eine Vesper um 2 Uhr nachmittags. Im Jahre 1859 wurde der Gottesdienst im Sommer auf ihren (der Schüler) eigenen lobenswerthen Wunsch um 6 Uhr abgehalten. Das gab ihnen bis zum Unterrichtsbeginn um 8 Uhr noch gut eine Stunde Zeit zur Vorbereitung.

Fast jährlich feierten einige Schüler der Anstalt das Fest der ersten hl. Kommunion mit, wodurch dieses Fest, welches ohnehin von der ganzen Gemeinde mit der lebhaftesten Theilnahme gefeiert wird, eine neue Zierde erhielt und zur Erhöhung der Festesfreude Veranlassung gab. Ein schönes Zeugnis für das Ansehen der Lateinschule in der Stadt.

Viermal im Jahr, ab 1859 sechsmal, empfingen die Schüler das Sakrament der Buße und des Altars. Darunter auch am 20. und 21. Juni: an diesem Tage wurde das Fest des Hl. Aloysius, des Patrons der studirenden Jugend [...] mit Hochamt und Predigt und feierlicher Kommunion der Schüler gefeiert. Selbstverständlich nahmen sie auch an den feierlichen Processionen am heiligen Frohnleichnamstag unter Vortragung ihrer Fahne und zweier Standarten Antheil.

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