Hammelburger-Album

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. . .  frohe Feste
 
Zu den weltlichen Freuden der Studienlehrer und Schüler gehörte, wie anfangs erwähnt, das traditionelle Maifest, das morgens mit einem Spaziergang, am Nachmittag mit den üblichen Declamations- und Gesangstücken [...} bei dem herkömmlichen Feste in Tremers Garten abgehalten wurde, wohin sich die Schüler mit ihrer Fahne, von der Schule ausziehend, begaben, unter außerordentlich zahlreicher Theilnahme des verehrten Beamtenstands und der Bürgerschaft der Stadt, sowie der hochwürdigen Geistlichkeit von hier und der Umgebung, (und somit wurde) ein wahres Jugendfest gefeiert. Für die Erhöhung der Festesfeier dankte der Schulleiter jenen Schullehrern des Distrikts, welche bei dieser Feier sowohl bei dem Vortrag der musikalischen als der Gesangsproductionen so bereitwillig mitwirkten und auch jenen kunst geschickten Damen, welche den Saal (1846 herrschte schlechtes Wetter) so sinnig verzierten. 1847 kam bei dieser Gelegenheit eine neu componirte Mai-Ouverture von den hiesigen Musikern und den Schullehrern [...J mit vielem Effecte zur Aufführung.

Im selben Jahr, am Tag nach dem Fest des RI. Aloysius, unternahmen die Studienschüler unter Begleitung der Studienlehrer, des Vorstandes der Anstalt, dann vieler Eltern und Schulfreunde eine Excursion zu Fuß auf die etwa 2 Stunden entfernte Schloßruine Trimberg, wo sie in den allmählig zerfallenden Räumen des ehemaligen Restaurators dieses einst mächtigen Schlosses der Schwarzburger, des großen Fürstbischofs Julius sich erinnernd, bei einer romantischen Aussicht in weite Ferne und in den gesegneten Saalgrund, theils mit Gesangsproductionen, theils mit fröhlichen Spielen sich erheiternd. der Mühe und der Hitze des Tages vergessend, zu neuer Thätigkeit in ihrem Berufe sich stärkten und gegen Abend wieder heimkehrten. Dass sich die Studienschüler durchaus auch anderer (profanerer) Stärkungsmittel bedienten, bezeugen manche Eintragungen im Großen Strafbuch der Lateinschule.

Beim Neuaufbau der Lateinschule fehlte es erheblich an Lehrmaterial und an Literatur. Die Gründung einer Studienbibliothek bleibt bis daher aus Abgang parater Mittel hiezu immer noch ein frommer Wunsch, so dringend auch dessen alsbaldige Realisirung erscheinen dürfte. Einen Rückschlag in diesen Bemühungen brachte der verheerende Brand von 1854, der auch das Studiengebäude im Spital zerstörte. Er veranlasste viele Wohltäter an den Studienanstalten zu Würzburg und Münnerstadt, wie auch der hiesigen Stadt und Umgebung [...] den vom Brandunglück hart getroffenen hiesigen Lateinschülern mit ihren milden Gaben an Geld, Büchern und Kleidungsstücken [...J schnell, [...J freundlich und reichlich zu Hilfe zu eilen. Nach jenem traurigen Ereignisse mußte der Zeichnungs- und Gesangunterricht in Ermangelung eines geeigneten Lokales sistirt werden (musste ausfallen).

Aber die Hammelburger waren fest entschlossen, ihre Lateinschule zu halten. Manche edle Bewohner hiesiger Stadt, selbst nicht im Ueberflusse lebend, besonders unter den damaligen Verhältnissen,. waren bemüht, armen Schülern Unterstützung zu leisten.
Die Sorge der Eltern, die Kosten für ein Studium nicht aufbringen zu können, sollte folgender Hinweis zerstreuen: Der Unterricht ist frei, nur einige Gulden werden das Jahr über für die Schulbedürfnisse eingesammelt. Die Eltern einheimischer Studenten schlagen Kost und Logis nicht an, so lange sie ihre Söhne um sich haben; die Fremden finden bekanntlich hier eine so wohlfeile Unterkunft, wie kaum in einer anderen Stadt, die Armen aber werden von den hiesigen Bewohnern wohlwollend unterstützt.

Auf das Jahr 1855 datiert auch das Interesse und die Hilfe des Franziskaner-Convents zu Kloster Altstadt; jedenfalls dankt die Schulleitung alle Jahre wieder für die reichliche Unterstützung, die der ehrwürdige Franziskaner-Convent [...] an arme Schüler gespendet hat.
Nach hoher Gutheißung der kgl. Regierung vom 7. Februar (1859) wurde der Anfang zur Gründung einer Lesebibliothek besonders für die III. und IV. Klasse gemacht. Als Mittel hiezu diente theils das 1nscriptionsgeld, theils freiwillige monatliche Beiträge der Schüler. Diese (die Schüler) machten von den Lesebüchern, deren Zahl bereits 25 ist, freudigen und fleißigen Gebrauch. An Schüler der I. und II. Klasse wurden solche nur dann verabreicht, wenn sie sich durch Fleiß und Fortschritte auszeichneten und kein Abziehen vom Lernen zu besorgen war. Überhaupt mögen die Eltern und Hausangehörigen der Schüler darauf achten, daß diese nicht eher zum Lesebuch greifen, bis sie ihre Aufgabe ausgearbeitet und gelernt oder einiges wiederholt haben.
 
... daß Ausbildung des Verstandes und Veredlung des Herzens ihrer Söhne die Hauptaufgabe der Lehrer dieser Anstalt ist
 
Schon seit Bestehen erläutern die Jahresberichte ausführlich die Vorteile des Besuchs der Lateinschule und versuchen, namentlich die Bewohner der näheren Umgebung zu veranlassen, hiesiger Lateinschule ihr Vertrauen zuzuwenden: [...] an der hiesigen Anstalt (kann) eine gründliche Bildung und Erziehung der Schüler im wahren Sinne des Wortes [..J um so leichter erzielt werden [...], da hier Vorstand und Lehrer der Anstalt jeden einzelnen Schüler in allen Verhältnissen beobachten und stets überwachen können. Dies vorzüglich wird den Eltern große Beruhigung gewähren (ihren Kindern weniger), wenn sie ihre Söhne nicht so weit vom älterlichen Hause entfernt sehen, und unbesorgt um dieselben ihren Geschäften obliegen können, in der sicheren Überzeugung, dass Ausbildung des Verstandes und Veredlung des Herzens ihrer Söhne die Hauptaufgabe der Lehrer der Anstalt ist, welchen sie ihr Theuerstes, ihre Kinder, anvertraut haben.
Die hiesigen Bürger zumal, sowie auch die Bewohner der nächsten Umgebung werden die Vortheile nicht verkennen, welche eine Lateinschule für die künftige Wohlfahrt ihrer Söhne bietet. Könnten wir nur heute mit der gleichen Gewissheit wie vor fast 150 Jahren sagen, daß man mit einem jungen Menschen oder Bürger Hammelburgs keine Stunde zusammen sein muß, um zu merken, daß er die hiesige Anstalt besucht hat.
 
 

 

 

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