Hammelburger-Album

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Also jetzt zur Reise:
Im Hafen zu Wilhelmshafen .kann man nur zur Flutzeit ein- und ausfahren. Und .dann geht es durch Schleusen, die nicht breiter sind, als daß sich das größte Schiff durchzwängen kann. Es war gerade schlechtes Wetter, die Brandung an den Schleusen und Wollenköpfen, sodaß der Kapitän ohne Zuhilfenahme eines Schleppdampfers gar nicht aus dem Hafen kommen konnte. Eine ungeheure Menschenmenge stand auf den Vollen, viele Frauen und Kinder. Die Angehörigen der Offiziere und Maaten weinten. Die Küstenforts feuerten Salut, die Musik spielte, Tücherschwenken und Ade-Rufen vom Lande. Aber wir konnten dem allen keine Aufmerksamkeit schenken. Kit dem Aufgebot aller Kräfte hatten wir zu arbeiten, um das Schiff aus dem Hafen zu bringen. Auf einmal ein Krach, und der eiserne Roller, an dem der Schleppdampfer befestigt .war, war gebrochen und wir brauchten den Schlepper wenigstens nicht loszumachen. "Alle Mann antreten zur Musterung" hieß es jetzt, aber wie sahen wir, wie sah das Schiff aus! Unser erster Offizier schlug die Hände über dem Kopf zusammen, wie so schwarz von Kopf bis zu FuB wir waren, wie Schlotfeger. Das Schiff das reinste Kohlenmagazin und eine Kälte, es war am 2. Februar und auf allen Seiten schlugen die Wellen über Bord! "Stillgestanden" hieß es, als der erste ' Offizier dem Kommandant Meldung machte, allerdings ein schlechter Stillstand bei diesem Wetter. Nur ein paar Sekunden reichten hin, daß wir von dem entgegenspritzenden Wasser fast alle die Ohren erfroren. Ich will die Beschwernisse und Leiden dieser 6-7 tägigen Reise bis Gibraltar nicht näher schildern. Es' ist genug, wenn ich Ihnen ,sage, daß wir in diesen Tagen nicht trocken wurden, nichts Trocknes kannten, und die ersten paar Tage im englischen Kanal und englischem Gewässer uns die KLeider buchstäblich am Leib anfroren.

Es war Nacht, als wir in die Straße von Gibraltar einfuhren. Hier lebten wir wieder auf, aber nun ging die Arbeit los, selbst nur das Schiff zu reinigen, denn wir konnten so niemanden an Bord lassen. Nur Deutschland besitzt im Ausland den guten Ruf, daß es die saubersten Schiffe mit ebensolcher Besatzung hat. So gingen die Reinigungsarbeiten fort bis nach Messina. Hier nahmen wir wieder Kohlen, und es hieß dann wieder gründlich reinigen und putzen. Am zehnten Tag unserer Abfahrt von der Heimat langten wir am Ziel unserer Reise an. Welch herrliches Bild! Die südliche Sonne lachte am Himmel. Die Bucht, in der wir einfuhren, war die "Suda Bai", der Hafen von .Canäa , Inmitten der fremden Geschwader, alle Nationen waren mit mehreren Schiffen, England sogar mit zehn beteiligt, Sobald wir Anker geworfen hatten, ging der Spektakel los, nämlich das Salutieren. Vor jeder Nation muß einzeln salutiert werden. Die Kriegsflagge von der -betroffenen Nation wird im Großtogg gehißt, dann feuert das Schiff 21 Schuß, worauf das begrüßte Schiff dasselbe genauso erwidert. Und da gab es ein paar Stunden lang ein Donnern, als ob ein Gefecht stattfände. Dann kam die Honnörmacherei der Offiziere. Nun waren wir da, aber was sollten wir da? Wir Mannschaften konnten' diese Rätsel nicht lösen. Ob die Offiziere mehr wußten?

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