Hammelburger-Album

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Vir lagen hier vor Canäa neun Wochen, und die Zeit mußte doch vertrieben werden. Den Oberbefehl über sämtliche Schiffe hatte der kommandierende Admiral der Engländer, Herzog von Edinburg, der oft auf unser Schiff kam, und besonders uns Mannschaften sehr wohlwollend war. "Ich stelle euch deutsche Matrosen meinen englischen Matrosen immer als Beispiel hin", sagte er. Wir alle Nationen betrachteten uns jetzt als eine Nation und es wurden die Exerzitien und Manöver auch gemeinsam ausgeführt. Hier kam es immer darauf an, wer der erste ist, besonders beim Segelexerzieren. Und wer war da wohl der erste? Anfangs immer der Russe, wir die zweiten. Das leuchtete unserem ersten Offizier nicht ein. Er schickte unseren Bootsmann auf das russische Schiff "Dimitri Donski", um einmal heimlich zu kontrollieren. Und da stellte sich heraus, daß sie in der Takelage eine heimliche Vorrichtung hatten, die aber im Ernstfall nicht gebraucht werden konnte. Nachdem unser Offizier den russischen Offizier darauf aufmerksam gemacht hatte, daß sie hinter ihre Schliche gekommen waren, da war von jetzt an das Ding ganz anders. Wir Deutsche waren wieder die ersten beim Exerzieren! Auch Wasserrudern wurde viel veranstaltet. Es schien überhaupt, als ob wir hierhergekommen waren, um Festlichkeiten zu veranstalten. Da war zuerst der Geburtstag des Königs von England, dann der des Deutschen Kaisers und der des Kaisers von Österreich.

Früh bei der Flaggenparade., welche täglich um 8 Uhr war, ging die Feier los. Die Schiffsuhren gehen ganz genau. Auf den ersten Schlag krachten zu gleicher Zeit die Geschütze, ein jedes Schiff feuerte 21 Schüsse. Die Schiffsetappe spielte die Nationalhymne von jeder Nation nach der Reihenfolge. Und das Imposanteste ist das Hissen der Flaggen, vorn , am Schiff beim Wasserspiegel angefangen, über sämtliche Kasten bis hinten wieder zum Wasserspiegel,und so auch über quer, eine Flagge neben der anderen. Und die Hunderte von Flaggen sind in wenigen Sekunden gehisst, sodaß ein Zuschauer an Land, der erst einige Augenblicke die Augen abwendet, unbedingt glauben- muß, diese Flaggenpracht wäre mit einem mal hergezaubert.

Etwas muß ich noch erwähnen: Es war ein Samstag vor Palmsonntag, da wurde mit einemmal gepfiffen und gemeldet: "Die Katholiken Backbord Achterdeck antreten". Wir waren begierig, was wohl kommen würde. Der erste Offizier machte uns nun bekannt, daß wir vom österreichischen Admiral eingeladen seien, unsere Osterpflicht zu erfüllen, Beichte und Kommunion. Und sollten wir zu diesem Zwecke morgen früh auf das österreichische Schiff "Elisabeth". Einige wollten sich drücken, aber unser erster Offizier befahl, die Namen aufzuschreiben, und daß ja keiner eine Entschuldigung vorbringen sollte. Der Offizier war Protestant. Am anderen Morgen fuhren wir dann in Paradeuniform in Booten auf das österreichische Schiff, wo wir herzlich empfangen wurden. Auch die katholischen Russen waren bereits zugegen. Im achten Zwischendeck saß der Marinegeistliche, ein Slowene, Beichte. Während wir nun beichteten, wurde die Batterie des Schiffes zur Kirche hergerichtet. Wir gingen dann zur Hl.Kommunion und dann der Gottesdienst. Erst Predigt in deutscher, und dann in russischer Sprache. Anschließend feierliche Messe, Ein schöner Altar war aufgerichtet, zwei Matrosen ministrierten und zwei standen mit aufgepflanztem Entermesser zu beiden Seiten des Altars Posten. Ein Hornist stand in der Nähe des Altars. Anstatt bei der Hl. Handlung das Zeichen mit der Schelle zu geben, hatte dieser ein Hornsignal zu blasen, dieses wurde durch einen Hornisten auf dem Oberdeck repetiert, und dieses Signal wiederholten auch die übrigen österreichischen und italienischen Schiffe. Nach dem Gottesdienst durften wir uns noch mit den österreichischen und russischen Matrosen eine Stunde unterhalten, wo wir gegenseitig uns unsere Leiden und Freuden erzählten. Wir besprachen noch, wie wir ein schönes Ostern miteinander feiern wollten. Aber dieses schöne Ostern sollte nicht kommen.

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