Hammelburger-Album

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Schloss Saaleck wurde mehrmals von Brandkatastrophen heimgesucht. Eine davon war am 3. September 1866.

Das "Hammelburger Journal" berichtete damals darüber:


Hammelburg, 4. Septbr. Mit dem heutigen Tage sind es 8 Wochen, seit die Kriegsereignisse den bedeutenden Brand und so viel Schrecken und Elend, Unglück und Verluste über unser schon so oft und schwer  heimgesuchtes Städtchen brachten, - inzwischen wurden wir durch den am 18. August in dem benachbarten Westheim ausgebrochenen, nicht unbedeutenden Brand in Aufregung versetzt – und schon wieder haben wir über ein Brandunglück zu berichten, das zwar, Gott sei Dank, nicht direkt unser Städtchen betraf, aber doch immerhin Hammelburg einer schönen, geschichtlich denkwürdigen Baulichkeit größtentheils beraubte.
Es brach nämlich gestern Nacht 11 ¼ Uhr auf dem Schlosse Saaleck, dem Sommeraufenthalte der ehemaligen Fürstäbte von Fulda, Feuer aus, welches bei dem gerade herrschenden heftigen Winde mit solch‘ rasender Schnelligkeit um sich griff, daß binnen Kurzem die dortigen Oekonomie-Gebäude mit fast sämmtlichen, sehr bedeutenden Erntevorräthen, sowie auch das Hauptgebäude, in welchem sich die historisch merkwürdigen sog. Fürstenzimmer befanden, ein Raub des verzehrenden Elementes wurden, während der noch übrige nördliche Flügel des Schlosses, Dank der rastlosen, theilweise mit Lebensgefahr ausgeführten Hilfeleistung der zahlreich herbeigeeilten Bewohner Hammelburgs und Umgebung, noch größtentheils verschont geblieben. Bei der großen Schwierigkeit der Herbeischaffung von Wasser und dem hefigen Winde war natürlicherweise eine erfolgreiche Thätigkeit der Löschapparate unmöglich. Der durch diesen Brand entstandene Schaden ist ein sehr bedeutender, jedoch ist der Eigenthümer des Schlosses, Hr. Bankier Vornberger in Würzburg, durch Versicherung gedeckt und die baldige Wiederherstellung der Gebäulichkeiten sicher zu erwarten. Auch der Oekonomie-Pächter, Herr Wald, ist, wie wir hören, versichert. – Ein Letzterem gehöriges Pferd, mehrere Stück Rindvieh und Schweine sind verbrannt, der Verlust von Menschenleben jedoch glücklicherweise nicht zu beklagen. Auch die im Schloßhofe aufgestellte, am gestrigen Tage in Thätigkeit gewesene hiesige Dampf-Dresch-Maschine ist verbrannt, während es noch gelang, das Dampf-Lokomobile zu retten. Das Feuer soll im Stalle ausgekommen sein. Ueber die Entstehungsursache läßt sich jedoch bis jetzt nichts Verläßiges angeben. Erwähnenswert dürfte noch sein, daß auch schon einmal am 8. Novbr. 1833 die Oekonomiegebäude des Schlosses Saaleck abgebrannt waren.


RippenbruchHammelburg, 6. Sept. Unserm neulichen Berichte über den Brand auf Schloß Saaleck haben wir heute noch beizufügen, daß es bis jetzt trotz fortwährender Thätigkeit noch nicht gelungen, des Feuers völlig Meister zu werden. Heute Vormittag wurde der Brand wieder stärker und hatte auch etwas weiter um sich gegriffen, so daß die hiesige Einwohnerschaft wider in stärkerer Anzahl zur Brandstätte eilte. Vergangenen Dienstag verunglückte der noch mit Löschen und Einreißen beschäftigte Christian Kern, Polier bei Zimmermeister Eberlein dahier, dadurch, daß er vom dritten Stockwerk aus durch ein durchgebrochenes Fell circa 20 – 25 Fuß hoch auf die Stiege herabfiel und in Folge dessen einen Rippenbruch erlitt.


Dienstag, den 11. September 1866.
Schloß Saaleck.
Bei dem Brandunglücke, von welchem kürzlich Schloß Saaleck betroffen werde, dürfte es nicht uninteressant sein, einige geschichtliche Notizen über die altehrwürdige, unser schönes Saalthal zierende Burg mitzuteilen.
Wie bei vielen irgendwie bedeutsamen Oertlichkeiten, begegnen wir auch bei Saaleck zuerst der Sage. – Es geht nämlich die schauerliche Mahre, Amalberga, die grausame Fürstin von Thüringen, eine ostgothische Prinzessin, Gemahlin des Fürsten Hermenfried, ein eben so schönes, als leidenschaftliches Weib habe in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts auf dem Burch Saaleck gehaust, dort namentlich auch den noch stehenden Thurm erbaut und hier ihren argen Lüsten gefrönt, indem sie, wenn ein Ritter vorüberzog, der ihr gefiel, ihn an sich gelockt, frevelnde Lust mit ihm genossen, dann aber, Verrath fürchtend, ihn von sich gestoßen und in den Thurm geworfen habe, von dem kein Wiederkehren war. Jedenfalls ist unbekannt, wann und von wem das Schloß Saaleck erbaut wurde; zuerst kommt dessen Name im Jahre 1283 vor, wo in einer Urkunde Herren von Saaleck als Zeugen figuriren. Um diese Zeit erscheint es auch als Burglehen, welches Verschiedenen ertheilt wurde, um im Schlosse von Zeit zu Zeit persönlich zu wohnen und die Besatzung an diesem wichtigen, die Grenze zwischen Fulda und Würzburg bildenden Orte auszumachen.
So hatten die Familien der von Schowenburg, von Tungede, die Grafen von Henneberg, die Geschlechter von Fuchsstadt, von Höhezell, von Stetten, von Maßbach, die ‚Grafen von Ryneck, von Heßeler, von Blafelden, von Saaleck, von Klingenberg, von Hutten zu Saaleck verschiedene, meistentheils wiederlöbliche Burglehen an Haus, Aeckern, Wiesen, Weinbergen, Korn und anderen Früchten, auch gewissen Geldsummen im 13. bis 16. Jahrhunderte als Erbburgmänner zu Saaleck zu genießen, wie aus den einzelnen Lehenreversen hervorgeht.
In späteren Jahrhunderten war es der Sitz fuldaischer Centgrafen und Amtmänner, bis es im Jahre 1816 an die Krone Bayern fiel und eine kgl. Domäne bis zum Jahre 1852 bildete. Von da ab kam es in käuflichen Besitz des Herrn Bankier Vornberger zu Würzburg.
Auf dem Schlosse befanden sich im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts auch eine fundirte Kapelle, welche aber mit dem Bauernkriege einging. Fürstabt Johann II. von Henneberg bestellte und investirte 1476 den Johann Kratz mit der Vikarie St. Georgii daselbst. Gleiches geschah 1505 dem Christmann Kuhle, und anno 1510 resignirte unter dem Fürstabte Hartmann Laurentius Bauer, Vikarie Saaleck auf diese Stelle zu Gunsten des Johann Wohlleben. Die Brücke auf dem Schlosse ist im Jahre 1522 erbaut worden. Dieß bezeugt Ullrich von Hutten, welcher das gedachte Schloß damals pfandweise inne hatte, in seiner auf Mittwochen nach Christi Himmelfahrt desselben Jahres ausgestellten Quittung, worin er bekennt, daß ihm Johann III. von Henneberg als Coadjutor des Stiftes Fulda 50 fl. fränk. Währung Baugeld dafür ausgezahlt habe.
Daß das Schloß auch von den aufrührerischen Bauern im Jahre 1525 hart mitgenommen, übrigens nicht demolirt wurde, ist in verschiedenen Geschichtsnachrichten, insbesondere auch durch einen von dem Stadtrathe und gemeinen Bürger- auch Bauerschaft der Stadt und des Amts Brückenau ausgestellten Reversbriefe vom erwähnten Jahre konstatirt. das in seinem äußeren Mauerwerke immer noch gut erhaltene Schloß wurde durch den letzten Fuldaischen Fürstbischof Adalbert II. von Harstall (1792 – 1799) mit erweiterten Oekonomiegebäuden von Grund aus renoviert und verschönert. Dieser Fürst bewohnte dasselbe während jener Zeit sehr oft.
Auch früher schon diente es zum zeitweisen Aufenthalte der Fürstäbte, zu welchem Zwecke eigene Zimmer, heute noch die Fürstenzimmer genannt, eingerichtet waren. So ließ sich 1677 Fürstabt Bernhard Gustav, Cardinal und Markgraf von Baden, krank auf Schloß Saaleck bringen, wo er auch am 29. Dezember desselben Jahres starb. Seine Eingeweide sind in der Kapelle des hl. Antonius auf Kloster Altstadt begraben, der Leichnam aber wurde in Fulda beigesetzt.
Sehr merkwürdig ist der Thurm mit 12 Schuh dickem Mauerwerke, welcher für die Ewigkeit bestimmt scheint und ehedem als Gefängniß gedient haben mag, auch wohl in seinem Innern oder im Thurme historische Merkwürdigkeiten enthalten dürfte.
Der Saalecker Wein erfreut sich in der Fuldaischen Geschichte schon sehr frühe eines ausgezeichneten Rufes, welchen nach der Sage ein Zufall noch erhöhte. Es soll nämlich ein Bote, welcher im Herbste die Traubenproben zur Bestimmung der Lese nach Fulda zu überbringen hatte, unterwegs erkrankt, dadurch 14 Tage später in Fulda eingetroffen, und nach längst beendigter allgemeiner Lese nach Hammelburg zurückgekehrt sein. Da man nun gerade durch das späte Einherbsten einen ausgezeichneten Wein erhielt, welcher den Hammelburger weit übertraf, so wurde für die Folge die Weinlese auf Saaleck immer später als die allgemeine abgehalten, was sich auch vortrefflich jederzeit bewährte, leider aber von den übrigen Weinbauern nicht nachgeahmt wurde. Bekanntlich gehörte der Johannesberg, an dessen Abhängen der weltberühmte, edle Wein wächst, ehemals auch dem Stifte Fulda, und dieser Johannesberg wurde im Jahre 1774 großen Theils mit Saalecker Reben neu angepflanzt. Von Johannesberger und Saalecker Weinen wurde der Ausbruch nach Fulda geführt und im Orangeriekeller gelagert; Hofkellermeister Schild nennt diese Weine die Könige der Rhein- und Frankenweine, würdig, von den Göttern genossen zu werden.
Nichts Auffallendes ist es gerade, soll aber noch erwähnt werden, daß die über die Weine geführte Rechnung und das Einkommen hieraus, eines der wenigen Fuldaischen Kabinetsgeheimnisse war. Nur dem Fürstbischoffe wurde vom Hofkellermeister Rechnung gelegt, welche sodann im Kabinete geprüft und verschlossen wurde. Sicher ist, daß der größte Theil des Saalecker Weines an der fürstlichen Tafel verbraucht wurde und das nur Weniges davon in den Handel kam. Deshalb trösten wir uns, so oft wir in unseren Tagen die kostbaren Weine von hier in den kgl. Hofkeller zu Würzburg schaffen sehen und dabei unwillkürlich an die oben erwähnte Sage von der lüsternen Amalberga erinnert werden, mit dem Gedanken „Alles schon dagewesen!“


Donnerstag, den 13. September 1866

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