Es ist anzunehmen, dass bereits kurz nach der Stadtwertung im Jahre 1303 spätestens die ersten Musiker in unseren Mauern waren.
Anzunehmen ist dies vor allem durch das nachweislich ausgeprägte kirchliche Leben und das Schützenwesen in unserer Stadt. Beides war jeweils eng mit der Musik verbunden. Kirchliche Feste und Prozessionen und auch die Schützenaufzüge waren immer von der Musik begleitet gewesen.
Überliefert ist dies u. a. aus einer Beschreibung des „Gesellenschießens mit Röhren vor dem Weihertor“ 1576. Das Fest dauerte 5 Tage und es nahmen Schützen aus 81 Ortschaften daran teil. Ehrengast war der Fürstabt Balthasar von Dermbach aus Fulda. Dabei ist beschrieben, dass die Schützenkönige abends mit Musik jeweils nach Hause oder zum Quartier gebracht wurden.
Als anno 1674 den 4. bis 12. April die Stadt Hammelburg auf Geheiß des Fürstabtes einen neuen Galgen vor den Toren der Stadt aufrichten musste, zogen alle Handwerker, 86 insgesamt, täglich morgens „mit klingendem Spiel“ auf den Richtplatz und am Abend zurück. „War Klaus Herrlein, Beck allhier, Trommelschläger und Martin Rüger, sich fremd allhier aufhaltend, als Pfeifer“. (Nach H. Ullrich, die Hammelburger Cent, Heimatblätter 1936).
Nach dem 30jährigen Krieg verschwanden die Schützengilden. Es gab aber noch die Bürgerwehr. Diese nannte sich später „Miliz“. Diese Einheiten hatten ein Hoboistenkorps, das aus 6 oder 7 Musikern bestand. Aufgelöst wurde die Miliz am 4. Mai 1803.
Während der französischen Besatzung ließ der Magistrat der Stadt die Bürgerwehr als Schutz gegen Marodeure wieder aufleben. Diese wandelte der Staat Bayern 1816 in eine Landwehreinheit um und ließ sie bis 1867 bestehen. Die Stadtkapelle von damals war 10 bis 12 Musiker stark und war zugleich das Musikcorps der Landwehr.
Vor hundertvierzig Jahren war das kulturelle Leben In Hammelburg ähnlich vielgestaltig wie heute. Die Stadtkapelle wurde von J. Auer geleitet und konnte sich über mangelnde Einsätze nicht beklagen. Am 4. Februar 1877 veranstaltete der „Gesellige Verein Hammelburg" eine Verlosung mit Musik im Gasthof „Zum Engel", am 12. Februar einen „Fastnachtsball", wie aus der Anzeige im „Hammel¬burger Journal" Nr. 14 vom 1. 2. 1877 zu entnehmen ist. Am 21. März spielte das „Städtische Musik-Corps" bei der Beerdigung des Bezirksamtsschreibers Oscar Mauer Trauermusik. Ostern und Pfingsten spielte es im Hesselbachschen Garten „Harmonie Musik". Am 23. August ist im Hammelburger Journal (Nr. 101/1877) zu lesen, dass „gleichwie in früheren Jahren auch heuer wieder das hohe Namens- und Geburtsfest Se. Majestät unseres allgeliebten Königs abends vorher mit musikalischem Zapfenstreich eingeleitet und am Festtage morgens mit musikalischer Tagreveille, Festgottesdienst und Frühschoppen im Lokal des Kampfgenossenvereins . . . begangen wird. Von Seiten der Harmoniegesellschaft wird auch ein Konzert gegeben". Bei der Gesellschaft „Harmonie" handelte es sich um ein Sinfonieorchester, das durch die Bemühungen des „kunstsinnigen Landrichters Simon" zustande kam. Die Bläser stellte das „Stadt. Musik-Corps".
Als der verdiente Dirigent der Kapelle L. Auer Hammelburg 1898 verließ, hatte er keinen Nachfolger. Die Stadt Hammelburg unterstützte die Bemühungen der Musiker und schrieb die Stelle eines „Stadtkapellmeisters" aus, ohne zu erwähnen, dass Interessenten keine Anstellung zu erwarten hatten, sondern, dass es sich um eine ehrenamtliche Aufgabe handelte.
Der vielgereiste und hochbegabte Berufsmusiker Otto Weidel trat schließlich 1898 die Nachfolge Auers an. Da er seinen Lebensunterhalt durch Musizieren allein nicht bestreiten konnte, eröffnete er eine Musikalienhandlung. Fünfzig Jahre bemühte sich Otto Weidel mit Erfolg um die Musik in Hammelburg. Hunderte von Musikern sind von ihm ausgebildet worden. 1935 bis 1940 baute er mit Unterstützung der Stadt eine Jugendkapelle auf. Er förderte auch die Kapellen der Umgebung oder gründete sie neu.
Als er sich 1948 zurückzog, fand er in Richard Sandner, der in Graslitz in Böhmen die Stadtpfeiferei geleitet hatte, einen würdigen Nachfolger, der das Musikleben in und um Hammelburg bis 1960 nachhaltig beeinflusste.
Parallel zu dieser „Stadtmusik“ gab es auch schon immer Musik bei der Feuerwehr. In Hammelburg wurde sie im Jahre 1858 gegründet. Bereits schon im Jahre 1860 gehörten Tamboure und Hornbläser zur Wehr. Bei jeder Übung spielten sie vom Gerätehaus zu den Übungsstellen und wieder zurück. Die Hauptaufgabe der Hornbläser war die Alarmierung der Feuerwehrmänner und der Bürger im Brandfalle. Vorgeschriebene Signale, die örtlich bekannt waren, kündeten eine Übung oder einen Brand an. Nach dem 1. Weltkrieg hatte die Wehr 2 Tamboure und 4 Hornbläser.
Vier Jahre nach dem 2. Weltkrieg, 1949, wurde in Hammelburg ein Spielmannszug gegründet. 10 Feuerwehrmänner gehörten diesem an. Bei Übungen und Festlichkeiten wurde der Spielmannszug eingesetzt, bei Bränden und Übungen besonders die Hornbläser.
(aus verschiedenen Festschriften der Stadtkapelle)