Balthasar Spiess (1812 - 1893) brachte 1865 die zweite, umgearbeitete Auflage seines Buches "Wegweiser durch die Rhön" heraus.
Er beschreibt in seinem Wanderbüchlein das "Rhöngebirg" und verschiedene Wanderungen.
Bei der 1. Route (Grenzwanderung) kommt er auch durch Hammelburg.
Er beschreibt unsere Stadt wie folgt:
"Hammelburg (Hamolumburc), Kön. Bayr. Stadt am r. U. der Saale (517'), 2749 Seelen. Sitz des Landgerichts, Bezirksamtes, Rentamtes, Forstamtes, Dekanats und Pfarramtes. Postexpedition.
Entfernungen: Von Kissingen 5 St., von Gemünden 4 St., von Brückenau 6 St., von Fulda 12 St. Postverbindung mit den genannten Städten.
Gasthäuser: Die Post, der Hirsch, der Adler, der Lowe, der Engel.
Restaurationen: zum grünen Baum und bei Schulteiss.
Bemerkenswerthes und Geschichtliches. Das alte Rathhaus im holländ. Styl; das schöne, von Fürstbischof v. Dalberg erbaute Schloss mit dem fuld. Kreuz und der goldnen Lilie der Dalberge; die gothische Kirche vom Jahr 1770 und der helle, geräumige Marktplatz mit schönem Brunnen. Lateinische Schule. Getreide-, Obst- u. Weinbau und Viehzucht Nahrung der Stadt.
Derselben, einer der ältesten Städte des Kreises Unterfranken, wird schon 716 urkundlich erwähnt, als Hetan, Herzog von Ostfranken, sein Schloss ad hamulo nebst Zubehör dem ehrwürdigen Vater und Herrn Willibrod schenkt, später, als König Karl Hammelburg mit seinen Gütern und Weinbergen dem Kloster Fulda schenkt. Durch Abt Konrad v. Fulda wurde die Stadt 1242 mit Mauern umgeben, durch Ludwig dem Bayer mit einem Jahrmarkt begnadigt. Durch Kaiser Albrecht erhielt sie die Privilegien, deren sich Gellenhausen erfreute. Im 14. Jahrhundert war Hammelburg Zeuge vieler Fehden zwischen verschiedenen ritterlichen Familien und den Aebten von Fulda. Auch an den Bewegungen der Reformation nahm die Stadt Antheil und schon 1524 hatte sie die Lehre Luthers angenommen. Von Luther selbst erhielt sie zwei eigenhändig geschriebene Briefe, deren Original auf der Bibliothek zu Fulda. Melanchthon predigte auf der Kanzel des Rathhauses. Aber der Abt Balthasar v. Dernbach stellte durch harte Massregeln den alten Glauben wieder her; 1590 keine Spur mehr von der evangelischen Lehre. Im 30jährigen Krieg wurde der Stadt nicht geschont. Im Jahr 1750 (6. Febr.) wurde auf dem Schlosse zwischen dem Bischof v. Würzburg und dem Fürstabt von Fulda ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem Fulda von nun an ein eigenes Bisthum bilden sollte. 1803 kam das Gebiet an den Prinzen von Oranien und 1816 den 30. April durch Staatsvertrag mit Oesterreich an die Krone Bayern. Am 25. April 1854 hatte die Stadt das Unglück, bis auf 75 Häuser abzubrennen. Schöner und regelmassiger ist sie aus ihrer Asche wieder erstanden.
Umgebungen: Auf dem Hammelberg Reste der Amalienburg, welche der Sage nach einst von Amalien, der Schwester Karls d. Gr., bewohnt gewesen ist; Schloss Saaleck l/4 St. südlich, am l. U. der Saale auf einem steilen Berge, an dessen Südabhang der berühmte Saalecker wächst. Bei Dibbach, 1 St. westlich, wächst der gleichfalls berühmte Dibbacher. Das Schloss, dessen hoher runder, wunderlich gehaubter Thurm die ganze Umgegend beherrscht, soll von der übelberüchtigten thüring. Fürstin Amalberga, welche hier ihrer Lüste fröhnte, erbaut worden sein. Früher fuldaisch, an die v. Thüngen, v. Schorwenburg, an die Grafen v. Henneberg burglehenweise vergeben, ist es jetzt im Besitze des Grosshändlers Bornberg in Würzburg. Die Aussicht von dem Berge auf das Thal herab, stromauf- und abwärts ist prachtvoll.
Am Nordfuss des Berges liegt das 1835 der bayerischen Franzikaner-Provinz incorporirte, mit 15 Religiösen besetzte Franziskanerkloster Altstadt.