Auch Paul Frank absolvierte in der Wilhelminenhöhe einen Vorbereitungskurs. Dazu unterbrach er seine Tischlerausbildung in Eimsbüttel. Außerdem betreute er im Sommer im Kibbuz Schachal, einem Hachschara-Zentrum in Blankenese, Kindergruppen. Diese kamen täglich aus der Hochdeutschen Israelitengemeinde zu Altona dorthin, da das Zentrum auch als Tagesferienkolonie diente.
Paul Frank verließ Deutschland im Herbst 1938 mit der Jugend-Alija. Da war er 17 Jahre alt. Über Triest (Italien) fuhren die jungen Frauen und Männer am 25. Oktober mit dem Schiff nach Tel Aviv, das sie nach fünftägiger Reise erreichten. Betty und Siegfried Frank gelang es zudem, für ihre damals 13-jährige Tochter Ruth einen Platz in einem der Kindertransporte von Hamburg nach England zu bekommen. Sie verließ Deutschland Mitte Dezember 1938. Vorher hatte sie noch von Blankenese aus beim Standesamt Hammelburg die Änderung ihrer Geburtsurkunde durch das Hinzufügen des Zwangsnamens Sara beantragt. Beide Kinder sahen ihre Eltern nie wieder.
Siegfried Franks Eltern Abraham und Malchen Frank wurden in Hammelburg Opfer des Novemberpogroms. Am Morgen des 10. Novembers 1938 drangen Männer der SA und des NSKK in die Wohnung der beiden alten Leute ein und zerschlugen mit Äxten und Beilen die gesamte Einrichtung.
Ende Dezember 1938 zogen Abraham und Malchen Frank ins jüdische Altersheim nach Würzburg. Dort starb Abraham Frank nur wenige Tage später, am 12. Januar 1939. Malchen, Siegfried Franks Mutter, wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort am 1. April 1945 ermordet. Auch Betty Franks Eltern Jettchen und Emanuel Levi sowie ihre Schwester Frieda wurden Opfer des Holocaust.
1941 verkaufte die jüdische Gemeinde in Hamburg das Grundstück und das Wohnhaus der Wilhelminenhöhe gezwungenermaßen an die Stadt Hamburg. Betty und Siegfried Frank zogen daraufhin in den heutigen Grotiusweg 36. Das dortige Hachschara-Zentrum hatten die Nationalsozialisten Mitte 1941 aufgelöst und zu einem „Judenhaus“ erklärt. Von dort wurden Betty und Siegfried Frank am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Am Tag vor der Deportation schrieb Siegfried Frank noch eine letzte Nachricht an seinen Sohn Paul: „Verziehen heute nach Theresienstadt. Wir sind gesund. Benachrichtige Ruth. Gruss und Kuss, Deine Eltern.“
Von Theresienstadt aus wurde das Ehepaar weiter nach Ausschwitz deportiert. Dort wurde Siegfried Frank am 28. September und Betty Frank am 28. Oktober 1944 ermordet.
Ihr Sohn Paul lebte in Palästina in einem Kibbuz in der Nähe von Haifa, den deutsche, österreichische und tschechische Jüdinnen und Juden 1938 gegründet hatten. Dort hatte er auch seine Ehefrau kennengelernt. Beide heirateten 1945 und bekamen drei Kinder sowie elf Enkelkinder.
Ruth Frank hatte in England geheiratet und war mit ihrem Ehemann nach Australien ausgewandert. Paul und Ruth Frank erfuhren erst nach dem Krieg durch eigene Nachforschungen vom Tod ihrer Eltern. Der damalige Bürgermeister der Stadt Hammelburg lud 1995 die noch lebenden Überlebenden des Holocaust aus Hammelburg ein, dazu gehörten auch Paul und Ruth Frank. Beide konnten die Einladung jedoch nicht wahrnehmen.
Die Wilhelminenhöhe in Hamburg wurde nach dem II. Weltkrieg der Jewish Trust Corporation übergeben. Sie verkaufte das Grundstück 1955 an einen Kaufmann, der es anderthalb Jahre später für etwa das Dreifache des Kaufpreises weiterverkauft. Bis heute ist das Grundstück im Privatbesitz und mit einem Wohnhaus bebaut.