Die Person selbst wird kaum sichtbar. Er tritt zurück. Ich fand bei meinen Nachforschungen keine einzige Anekdote. „Musterschüler“? So steht in einem wissenschaftlichen Aufsatz aus dem Jahre 1988: „Adolf von Dalberg gehört zu den Fuldaer Fürstäbten, deren Leben und Wirken noch immer keine ausführliche Darstellung gefunden haben“.
Wie kommt man Adolf v. Dalberg näher? Wenn man sich ihm zuwendet, ist er ein Mensch, der die Sache höher stellt als seine eigene Person. Eine natürliche Autorität, eine ausgeglichene Persönlichkeit. Seiner Sache sich immer sicher. Man zollt ihm Achtung und findet ihn im selben Moment auch liebenswert. Man fühlt sich wohl in seiner Nähe. Er ist nicht stressig, so sagt man heute. Auch den Freuden des Lebens zugetan. In Maßen. Doch auch wieder Barockmensch. Es gibt keine „wilden Geschichten“ über ihn zu erzählen. Auch die Jagd bedeutete ihm nicht viel.
Herkunft
1678 in Speyer in die Umgebung einer alteingesessenen und bekannten Familie hineingeboren. Seine geistigen Anlagen waren ein guter Start ins Leben. Aus altem Adel stammend, sein Vater und seine Vorfahren, auch mütterlicherseits, waren in Mainz, Worms und Speyer, im Erzbistum Mainz und am Kurpfälzer Hof hochangesehene Männer im Alten Reich, das ja unter den Hammerschlägen eines Napoleon 1806 zugrunde ging. Sein Vater war Kammergerichtspräsident in Speyer und in Wetzlar. Er hatte noch 14 Geschwister. Als die Mutter starb, entschied sich der Vater für ein neues Leben im geistlichen Stand, wurde Kleriker und Dom-Propst in Mainz. Das Dienen war den von Dalbergs selbstverständlich.
Wie es der Zufall wollte, war es ein Dalberg, der das Alte, das Erste Deutsche Reich mit der Gründung des Rheinbundes 1806 zu Grabe trug: Karl-Theoder von Dalberg, Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Deutschen Reiches. Ein Nachfahre aus der Linie des Bruders von Adolf. Als Vorsitzender des Rheinbundes, bestehend aus sechzehn, Napoleon aus der Not heraus hörigen Staaten, gab ihm der Korse den Titel Fürstprimas. Ein Titel, den es davor nicht gab und danach auch nicht mehr. Der Beiname der Dalbergs ist „Kämmerer von Worms“. Kurz, sie waren ein uraltes Blutadelsgeschlecht, bevorzugt als Kämmerer, Chefs der Finanzverwaltung würde man heute sagen, in den Diensten der Erzbischöfe von Mainz und der Pfälzer Kurfürsten.
Kein Adeliger konkurrierte damals mit einem Bürgerlichen. Die Adelswelt war ein in sich geschlossener Kosmos. Kraft Geburt waren die freiwerdenden Positionen im Reich und in der Kirche dem adeligen Nachwuchs vorbehalten. Der Adelsbrief alleine verhalf keinem in den Sattel. Ohne Bewährung und Zustimmung in den für die Vergabe der Positionen zuständigen Gremien hätte auch der Stiftsherr und frühere Probst in Zella bei Dermbach, Adolf von Dalberg, 1726 nicht Fürstabt werden können.
Die Zeit als Probst in Zella waren seine ersten Jahre der Bewährung. Keine Seelsorge ohne Verwaltung und keine Verwaltung ohne die materielle Basis für ein menschliches Leben. Beide Aufgaben erfüllte er mit Bravour. Christlich gesagt: Was er tat, war gesegnet.