Über die Anfänge der Burg um 800 n.Chr. gibt es nur Vermutungen. Erbaut wurde sie wohl als so genannte Fliehburg, auf die sich die Siedler bei nahender Gefahr zurückziehen konnten.
Die Bezeichnung "Schloss" hat sich zwar eingebürgert, Saaleck ist aber strenggenommen von der Anlage her eine Burg.
Sicher ist, dass 777 Karl der Große das Gebiet samt Burg den Fürstäbten von Fulda schenkte.
Amtmänner und Burgleute
So hausten hier nie Raubritter, sondern die Bewohner waren Amtmänner aus Fulda. Das waren zunächst unfreie Dienstmannen, die im 13. Jahrhundert geadelt wurden und als Entlohnung für ihre Dienste Burgen samt dazugehörigem Amt als Lehen, also zur Nutznießung erhielten. Auf Saaleck waren es meist adelige Ritter aus der Umgebung. Oft nahmen sie den Namen der Burg an. In der Literatur finden sich auf Saaleck bekannte Namen wie Thüngen, Henneberg, Rieneck, Hutten, Schenk von Schweinsberg. Sie mussten auf der Burg wohnen, sie instand setzen und eine Besatzung stellen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Burg zu schützen, ihre Bewirtschaftung zu kontrollieren und Abgaben für die Fürsten zu erheben. Diese Verwalter mussten auch in ihrem Bezirk für Sicherheit und Ordnung sorgen. durchreisenden Fürsten und Kaufleuten ein Geleit stellen und bei Gerichten anwesend sein. Den Amtmännern waren im 13. und 14. Jahrhundert, als es zu Streitigkeiten zwischen dem Fuldaer Fürstabt und dem Würzburger Bischof kam, so genannte Burgmänner zur Seite gestellt, die für den militärischen Schutz der Burg zuständig waren.
Im 14. Jahrhundert wurde Amt und Burg Saaleck auch an adelige Gläubiger der Fürstäbte verpfändet. Die Gläubiger erhielten als Zinsen für ihre Darlehen an die Fürstäbte die Einnahmen aus der Bewirtschaftung.
Fürstäbte – die eigentlichen Herrscher
Die Fürstäbte kamen oft zu Besuch und wohnten dann im Ostflügel (1418 erbaut) Dieser „Fürstenbau“ war der Nachfolger des alten Wohngebäudes auf der Nordseite.
Viele Wappen zeugen von der Bautätigkeit der Fuldaer Äbte.
Abt Marquard (1150 -1165) war der Ausbau von Saaleck als südlichstem Eckpfeiler der Fuldaer Herrschaft wichtig. Er baute die Burg als Verteidigungsanlage aus.
Heinrich von Erthal (Amtszeit 1249 – 1261) vollendete 100 Jahre später die Befestigung der Burg mit neuen Gräben, Zinnen und Wehrmauer.
Bereits seit 1523 hatte Saaleck keine Besatzung mehr. Letzter Pfandnehmer und Amtmann der Burg war Ulrich von Hutten. Während des Bauernkrieges wurden der Centturm und die Wohngebäude schwer verwüstet, die Burg blieb bis 1525 unbewohnt. Danach kamen wieder Amtmänner auf die Burg.
Über die Bautätigkeiten von Balthasar von Dernbach (Amtszeit 1570 - 1606) ist nicht allzu viel bekannt.
Im 30jährigen Krieg wurden Bergfried und Wirtschaftsgebäude stark beschädigt (1642).
Danach blieb die Burg unbewohnt und schutzlos. Das nutzten Bauern aus der Umgebung. Sie holten sich Steine, um ihre im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannten Höfe wieder aufzubauen.
Eine große Veränderung kam 1644 mit Salentin von Sinzig. Der Stellvertreter des Fürstabtes war bei der Abtwahl übergangen worden und erhielt im Gegenzug, sozusagen zur Besänftigung, Saaleck als Alterswohnsitz zur Nutznießung. 24 Jahre lebte er auf der Burg und baute die ganze Anlage wieder auf. Auf der Burg finden sich viele Zeugnisse seiner Bautätigkeit
Nach seinem Tod kümmerte sich der Kardinal und spätere Fürstabt Bernhard Gustav zu Baden-Durlach um die Burg. Ihm ist die Wiederherstellung des Ostflügels (um 1671) zu verdanken.
Über dem Südeingang ließ er das Wappen des Fürstabtes, Joachim von Gravenegg anbringen (1644 – 1671). Mit seinem Tod 1677 war die Glanzzeit der Burg beendet. Von da an stand über 100 Jahre lang der Fürstenbau leer.
Bereits 1667 war die Burg nicht mehr von einem Burgherrn bewohnt. An ihrer Stelle traten Gutspächter, die im unteren Stockwerk des Hauptbaus auf der Nordseite wohnten und Hof und Weingut bewirtschafteten.
Fürst Amand von Buseck (1737 – 1756) war für den „Blauen Hut“ – die Schieferbedachung des Bergfrieds verantwortlich. Von ihm gibt es ebenfalls Wappen zu sehen.
Erst 1792 kam wieder ein Besitzer, der sich um die Erhaltung der Burg kümmerte: der letzte Fürstbischof, Adalbert von Harstall, der die Burg als Sommerresidenz nutzte.
(alle Wappenfotos Wengerter)
Die Nachfolger der Fürstäbte
Nach der Säkularisation kam Saaleck 1816 an das Königreich Bayern. 1833 brannten die Wirtschaftsgebäude völlig ab.
1851 verkaufte Bayern das Schloss samt Gut an den Würzburger Bankier Michael Vornberger. Unter ihm kam es 1866 zu einem schweren Brand. Wirtschaftsgebäude und Fürstenbau brannten vollkommen ab, doch Vornberger ließ die Gebäude neu errichten. Seine Erben verkauften es bereits 1894 weiter an Hugo Rosenthal, Salomon Adler, Imanuel Rosenfeld und Nathan Ney.
Fabrikbesitzer Gustav Müller aus Wiesbaden war 1896 deren Nachfolger. Er eröffnete eine Gartenwirtschaft vor dem Tor und daher stammt der heutige Name Rosengarten für das ummauerte Areal. Er war es auch, der das Rundzimmer des Centturms zur Gaststube ausbaute. Elfriede Böck schreibt über ihn: „Gustav Müller ließ außerdem auf der Suche nach Bodenschätzen (Kali) einen Stollen bei der Serpentinenauffahrt in den Felsen treiben. Gefunden wurde nichts, doch ist dieser Stollen bis in die heutige Zeit bekannt und hält noch heute die Sage um einen geheimen Fluchttunnel von Schloß Saaleck zum Kloster Altstadt lebendig.“
1907 kauften Bauunternehmer Heinrich Lehr aus St. Ludwig im Oberelsaß und Josef Stefan aus Basel die Burg. Weil sie in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, kaufte es Gustav Müller 1912 wieder zurück.
1920 übernahm Fabrikbesitzer Hans Creutzer aus Aachen die Burg und das Gut und steckte viel Geld in die Sanierung. Doch er hatte Pech, denn 1922 brannte beim Auftauen von gefrorenen Wasserbehältern die Haube des Turms ab und setzte auch Wirtschaftsgebäude in Flammen. Sein Verwalter hieß Steinrück.
(Foto Archiv Kirchner)
1933 starb Hans Creutzer. Laut Zeitzeugen beging er Selbstmord und wurde unter militärischem Geleit der SS in der Nähe der Burg (auf dem ehemaligen Trimm-dich-Pfad) begraben.
(Foto Wengerter)
Danach wurde das Schloss zwangsversteigert. Erworben wurde es von der Schweizerin Elisabeth Degen, die Saaleck im selben Jahr – 1935 - an die Brüder Albert und Willy Biffar aus Maikammer bzw. Neustadt a.d. Haardt verkaufte. Diese betrieben auch wieder Weinbau. Verwalter waren Wilhelm Junghanns und Schön.
(Fotos Archiv Kirchner)
Wilhelm Junghanns
Der studierte Diplom-Landwirt kam nach dem Krieg 1946 als Verwalter nach Schloß Saaleck und musste sich erst im Weinbau einarbeiten. Er widmete sich intensiv den Weinbergen und galt als Pionier des Weinbaus im Saaletal, dem damals keiner mehr eine Chance eingeräumt hatte. Junghanns war auch Lehrer im Fach Weinbau an der ehemaligen Hammelburger Landwirtschaftsschule und trat leidenschaftlich für den Saaletalwein ein. Durch sein Wirken erwarb sich der Saalecker Weinbaubetrieb einen guten Namen. Der "Kellerzwerg", eine kleine Schriftenreihe, mit der für den Wein geworben wurde, ging auf sein Konto.
Differenzen mit den Besitzern, den Gebrüder Biffar, führten dazu, dass er 1961 Saaleck freiwillig - aber wohl ungern - verließ. Er ging nach Möckmühl und baute dort ein Versuchsweingut auf, das er bis zu seiner Pensionierung leitete.
Seine Tochter besaß auf Schloß Johannisberg bei Rüdesheim ein Weingut, so dass er als Rentner wieder Weinproben und Fachgespräche mit Gästen führen konnte. Junghanns starb im April 1975.
(Fotos Archiv Kirchner)
Am 1.4.1964 erwarb die Stadt Hammelburg Schloss Saaleck.