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Verzicht auf Manöver

Unterfranken, vor allem die Gegend von Gerolzhofen, war traditionell  Schauplatz der jährlichen Herbstmanöver der Kavallerie. Den Quartiergebern, die kaum für sich und ihr Vieh etwas zum Beißen besaßen, wollte man die übliche Verpflegung der einquartierten Männer und Pferde nicht für die ganze Dauer der Übung zumuten und sah deshalb, in einer Entscheidung vom 19. Juni, Verpflegung aus den militärischen Magazinen vor, zumindest vom zweiten Tag an. Zehn Tage später wurden die Manöver ganz abgesagt, was auch von Wilhelm II., dem deutschen Kaiser, uneingeschränkt gutgeheißen wurde.

Behandlung der Futternot im Bayerischen Landtag

Ein großes Interesse des Landtags an den Folgen der langen Trockenheit läßt sich dem Journal nicht entnehmen. Der von den „fränkischen Provinzen“ Mitte Juli geäußerte Wunsch nach einer „außerordentlichen Session behufs Berathung und Beschlußfassung über die staatlichen Unterstützungsmaßregeln“ fand nicht die Billigung des Innenministers. „Die Regierung werde so viele Mittel, als der Reihe nach vorhanden (was immer auch das heißen mag), dem Bauernstand zur Verfügung stellen und sich später vom Landtage nachträglich Genehmigung dafür ertheilen lassen“. Angesichts der Klagen „über nicht geliefertes Stroh“ weiß der Regierungspräsident nur den Rat, „die Landwirthe müßten eben etwas haushälterisch mit ihrem Vorrath umgehen“.

Die Folgen trafen letztlich die Kleinen

Trotz aller Hilfsmaßnahmen wurde dieser Winter für die Bauern eine sehr harte Zeit: Strohlieferungen kamen zu spät, weil die Verantwortlichen bis zum Jahreswechsel die Not unterschätzt hatten; manche Bestellungen von Futter- und Streumitteln mußten erst noch auf die Mittelbewilligung durch die Regierung warten und - wie zu allen Zeiten - Geschäftemacher suchten sich auf Kosten der Notleidenden zu bereichern: Sie mischten den Kraftfuttermitteln „Sand, gemahlene Steine, Erde und dgl“ bei.

   Der Gerichtsvollzieher ist jetzt in der Zeit der Noth leider eine vielbeschäftigte Person“.

Die Meldungen über die Futternot wurden in der ersten Monaten des neuen Jahres seltener, was eine Fortdauer der Not nicht ausschließt, bis plötzlich - wir sind schon in der Mitte des Monats April 1894 -erneut über Regenmangel geklagt wird: „Das Land schreit nach Regen .“ Beobachter finden erschreckende Parallelen zum Katastrophenjahr 1893..

Die Sorgen bleiben      

Zum Glück bewahrheiten sich die Befürchtungen nicht. Am 17. April 1894 meldet das Journal, daß sich durch den Regen der letzten Tage die Aussichten, „bald Grünfutter in genügenden Mengen zu bekommen, erheblich günstiger gestaltet haben, wodurch es vielen Oekonomen möglich werden wird, ihren jetzigen Viehstand auch ferner zu erhalten“.

Die Bauern konnten aufatmen. Zwar waren die Schäden groß, die akute Gefahr aber für ihre Existenz war gemeistert. Auf wie lange? Das konnte bei ihrer Abhängigkeit vom Wetter niemand sagen.

                                                                                                                           Dietmar Katzer

   (Ich danke Herrn Härdle vom Hammelburger Stadtarchiv für seine freundliche Unterstützung.)

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