Hammelburger-Album

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5. Das Kriegsende

Das während des Krieges ziemlich verschonte fränkische Städtchen Hammelburg erlebte gegen Kriegsende dramatische, existenzbedrohende Stunden. Der Lehrer Seufert verstand sich hier in alter Schulmeistermanier offensichtlich als Chronist, als er die schrecklichen Ereignisse, die ja unmittelbar mit der Schule nichts zu tun hatten, in den schulischen Bekanntmachungen festhielt:


„Schuljahr 1945/46


Nach öfterem Fliegeralarm drangen am 27. März feindliche amerikanisch Panzerspitzen von Gemünden aus vor, teilten sich in Höllrich u. griffen von beiden Seiten das Lager an. Die meisten Hammelburger Bürger waren in den Morgenstunden mit allen mögliche Fahrzeugen in den Feuerthaler Wald geflüchtet. Mit der Bahn kamen gegen 1 Uhr deutsche Panzer v. Kissingen, wurden am Bahnhof ausgeladen u. fuhren auf der Diebacher Straße dem Feind entgegen. Amerikanische Panzer mit Spähwagen kam auf der neuen Obereschenbacher Straßem u .es kam zu einem Panzergefecht. Auf der Straße an der Siebschläferkapelle, dann im Wiesengrund, an der Saale-Brücke, am Bildschöckchen (sic!) beim Liebenthal lagen ausgebrannte amerikanische Fahrzeuge. Der Hauptkampf spielte sich am Lager ab. Weithin leuchtete das Feuer der brennenden Strohhaufen in die Nacht. Der Vorstoß wurde abgefangen, 2 Panzer erbeutet u. Gefangene gemacht. Die ausgebrochenen Gefangenen auf Lager wurden wieder eingebracht. [Ergänzung mit Bleistift: Todesopfer: Reusch]


1. April: Die Schule muß geräumt werden. Militär vom Lager wird unter Oberleutnant Hornberger einquartiert. 

3. April: In den Morgenstunden Fliegerbeschuß mit Bordwaffen, Bombenabwurf am Bahnhof, Abtransport Russischer Gefangenen – Verletzte u. [kein Eintrag] 

4. April: Feindliche Jabos beschießen im Tiefangriff die Gebäude am Stadtrand. Durch Leuchtspurmunition entstehen viele Brände. 

5. April: Jagdflugzeuge werfen um 10 Uhr Spreng- u. Brandbomben. Ganze Häuser u. Scheunen werden zerstört: Rienecker Karl in der Judengasse, das Haus von Glasermeister Heinickel, Jos. Schultheisstr. u. die beiden Nachbarhäuser erhalten einen Volltreffer, schwer getroffen wurden die Gebäude am Viehmarkt, Metzgerei Köhler, Uhrmacher Schmidt, Saar, Schädlein, Geschwister Schnäbel-Haus.

              Der vordere Flügel am Finanzamt wurde ganz zertrümmert, im Pfarrhof demolierte ein Volltreffer die vordere Wand u. alle Fenster der Kirche u. Schule

              Stabbrandbomben verursachten Brände b. Streibich im Haus. Es brannten ab: das Wohnhaus v. Schellenberger Joh., die Scheunen v. Diemer, Baier Georg, Römer Gregor, Franz Breun, Kaiser Josef, Schilling Josef Todesopfer: Frau Klara Ringelmann im Luftschutzkeller Dittmeier 

6. April: Gegen 7 Uhr Artilleriebeschuß von 3 Seiten; von der Höhe v. Untererthal vom Lager aus u: v. Untererthal her erhielten Treffer: die Häuser: Gößmann Café, Bezirkssparkasse, Rathaus, Uhls-, Spengler Schreiner, Legath. V. Schießplatz aus: das Bezirkskrankenhaus, das neue Städtische Wohnhaus am Katzenrasen, die Apotheke, das Legath-Haus, Hotel Post             

              Todesopfer: Meyerhofer Kurt, Schwester, 2 Gefangene 

7. April: Kirchner Ludwig u. 2 franz. Gefangene gehen mit 2 roten Laternen dem Feind nach                 entgegen und übergeben die Stadt.

              2 Uhr morgens hörte man das Geräusch feindl. Panzer. Früh stehen 3 Amerikanische Panzer auf dem Marktplatz u. sichern die Straßen: am Eingang v. Hotel Post gegen die Weihertorstr., am Rathaus gegen die Bahnhofstr., am Zolleck gegen die Kirchgasse. Die Leute kommen aus ihren Kellern u. Verstecken. 

            [Anmerkung: Es war höchste Zeit für die Übergabe. Eine Stunde später sollte Hammelburg beschossen werden.] 

8. April: Bekanntmachung am Rathaus

              Ausgang der Bevölkerung von 11 – 13 Uhr  Beschlagnahme von Privathäusern: Deutsches Haus (Bimöller) Darlehenskasse

              Abends: die Saalebrücke wird gesprengt

[Anmerkung: Hier ist der Bericht fehlerhaft. Die Saalebrücke wurde von der Wehrmacht schon eher gesprengt und nicht von den Amerikanern, die ja einen Saaleübergang brauchten. Es war ein Flüchtigkeitsfehler, der in diesen turbulenten Tagen wohl entschuldbar ist.] 

9.4. Bau einer Notbrücke aus Holz über die Saale. Räumung der Schule für ausländische Zivilarbeiter 

110.4. Belegung der Schule mit Polen, Russen, Holländer

              Ausgang v. 8 – 10 u. von 15 -17 Uhr

              Serbische u. italienische Gefangene plündern in der Stadt, holen Fahrräder, Uhren, Ringe (II, 148 – 150) 

DDamit enden die Transkriptionen für die Zeit des 3. Reiches.  

„Am 24. März 1945 war das letzte Mal Schule gewesen“, notierte später Schulleiter Held.

 
DDer Unterricht begann am 15. Oktober 1945 zunächst nur für die vier unteren Klassen. 

 

 

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