Vorwort
Beim Ordnen alter Schriftbestände in der Mittelschule Hammelburg, vormals Hauptschule, wurde ein Heft mit der Aufschrift „ Schulgeschichtliche Aufzeichnungen 1911 - 1931“ entdeckt. Das Heft hat Folio-Format, ist blau kartoniert, handgeheftet und stammt aus dem Verlag C. Scheiner, Würzburg.
Die chronologisch verfassten Einträge waren zunächst Auflistungen schulischer Maßnahmen – auf eine zusätzliche Schulchronik wurde verwiesen, die aber leider nicht mehr vorhanden ist. Da das Schulleben früher ganz eng mit dem öffentlichen Leben der Stadt verwoben war, gewähren diese Einträge neben schulischen Vorkommnissen auch zahlreiche Einblicke in das Leben vor, während und nach dem 1. Weltkrieg – sowohl bittere als auch freudige.
Die Eintragungen sind fast alle von bestechender kalligraphischer Schönheit– „gestochen scharf“ nannte man dies – verfasst in der eleganten deutschen Kurrentschrift, wie sie damals in und außerhalb Bayerns gelehrt wurde und nicht in der steifen Sütterlinschrift, die Ludwig Sütterlin 1911 für Preußen entwickelt hatte. Wer der Schreiber war, ist nicht bekannt. Weil jedoch fast nur von der Mädchenschule berichtet wird, zudem auch zahlreiche religiöse Ereignisse sehr kundig dokumentiert wurden, liegt es nahe, an eine Ordensschwester als Autorin zu denken, die als Lehrerin an der Hammelburger Schule gewirkt hat.
Da diese Schrift vielen Zeitgenossen nicht mehr geläufig ist, habe ich die „Aufzeichnungen“ transkribiert. Die Vorkommnisse liegen bis zu 100 Jahre zurück. Eventuell notwendige Kommentierungen sind in Klammern und Kursivschrift eingefügt z. B. [Der Winzerverein wurde von Pfarrer Martin gegründet.] Meinem Kollegen Herrn Karl-Heinz Maul danke ich für die Durchsicht und eifrige Unterstützung bei der Kommentierung.
Hammelburg, im Februar 2013 Günther Albrecht