Schuljahr 1927/28
1927 28. April
1. Schultag!
Klasseneinteilung mit Lehrpersonal:
1. Jhrg. mit 49 Mädchen
M. Ottilie Huber, seit 1. V.1922
2. u. 3. Jhrg. mit 45 Mädchen
M. Immakulata Finzel,28.VIII.192
4.5.6. Jhrg. mit 60 Mädchen
M. Demetria Riedlechner, 10.XI.1897
7. u. 8. Jhrg. mit 56 Mädchen
M. Emanuela Wagner, 28.IV.1927
Der Handarbeitsunterricht an der II., III. u. IV. Schule wurde von der Regierung der Lehrerin an der IV. Schule übertragen, die ihn wegen ihrer geringen Stundenzahl unentgeltlich zu übernehmen hat, während Frau Oberin M. Fides Wenig als Handarbeitslehrerin für die I. Schule mit 6 Wochenstunden eine jährliche Vergütung von 360 M erhält.
Das neue Schuljahr brachte auch für die Mädchenfortb.-Schule eine wesentliche Veränderung. Durch Einführung des obligatorischen 8. Schuljahres kommt die 1. Klasse dieser Schulgattung in Wegfall. Die 2. Klasse führt Frau Demetria weiter, die 3. Klasse Frau Immakulata. Der bisher an 2 Sonntagsstunden erteilte Unterricht wird nunmehr auf einen Wochentag verlegt. Die Neueinrichtung wurde von Lehrerinnen und Schülerinnen freudigst begrüßt, da ihnen nun auch die wohlverdiente Sonntagsruhe zukommt.
1927 Mai u. Juni
Die neuen Schulbücher müssen eingeführt werden, was bei der Armut der hiesigen Bevölkerung sehr schwer hält, hat doch der Frost einiger Mainächte auch die diesjährige Weinernte vollständig vernichtet.
[Wie bedrohlich die Situation für den Hammelburger Weinbau damals war, kann man aus folgender Passage in der „ Hammelburger Auslese zum Jubiläumsjahr 1977“ auf S. 107 entnehmen: “Infolge von Spätfrösten wurden in diesem Jahr keine Trauben geerntet. Im Jahr 1925 überlegte man sich, was angesichts der trostlosen Lage aus den Weinbergen des Saaletals werden sollte. Es wurde empfohlen, die Weinberge mit fränkischer Luzerne anzupflanzen. Zu dieser Zeit war der Weinbau in Hammelburg besonders stark vom Untergang bedroht. 1927 wurde die Ernte erneut durch Spätfröste vernichtet.“ Die Saaletalwinzer beschlossen in einer Großveranstaltung allerdings, „der Weinbau solle unter allen Umständen erhalten bleiben“.]
1927 18. Mai
Herr Studienrat Eichler aus Würzburg hielt heute in der Vereinsturnhalle für den Bezirk Hammelburg einen 3 ½ stündigen tiefgründigen, äußerst praktischen Einführungsvortrag für den Schulgesang nach der Eitz’schen Tonwortmethode. Sämtliche Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule unterrichten von nun an nach dieser Methode.
[Carl Andreas Eitz (* 25. Juni 1848 in Wehrstedt bei Halberstadt; † 18. April 1924 in Eisleben) war ein deutscher Akustiker und Musikpädagoge. Er war Volksschullehrer in Eisleben, der Geburts- und Sterbestadt Luthers.]
1927 9. Juni
Der heutige Vormittag brachte Herrn Bezirksschulrat Schunk aus Karlstadt zur Visitation in die III. Mädchenschule, während die I. Schule den Herrn am Nachmittag zum gleichen Zweck begrüßte.
1927 10. Juni
1. Kochtag des 8. Schuljahres in der von Herrn Oberregierungsrat Oßwald zur Verfügung gestellten Küche im Amtsgebäude. Der Stadtrat hat die Mittel zur Instandsetzung und Führung der Küche bereitgestellt.
[Welches Amtsgebäude?]
1927 18. Juli
Beginn der Sommerferien.
Während derselben wurden die III. Schule und der obere Gang getüncht.
1927 29. August
Wiederaufnahme des Unterrichtes.
Kartoffel- und
1927 29. Sept.
Weinleseferien
[Wieso Weinleseferien? Die Ernte war doch vernichtet! Demnach waren anscheinend doch noch Trauben vorhanden. ]
1927 9. Sept.
In der Turnhalle wurde einem Hammelburger Sohn zu Ehren
– Frobenius, geb. 1460, + zu Basel 1527 –
eine schlichte doch würdige Gedenkfeier veranstaltet. Sie erfreute sich zahlreichen Besuches aus allen Kreisen.
[Die Turnhalle war die spätere Huberts Schreinerei an der Bahnlinie rechts der Bahnhofstraße.]
In diesem Jahre fanden keine Schulprüfungen statt.
1928 März
Der neben der Kirche gelegne Garten wurde von der Stadt der 8. Mädchenklasse zur Verfügung gestellt und wird zur Zeit vom nächstjährigen 8. Jhrg. mit großem Fleiße instandgesetzt.
Schulbesuch durch Herrn Schulrat Schunk in der 4.5. u. 6. Klasse.
Do in der 1. Klasse.
[do = dito, ebenso]
1928 30. März
In der Vereinsturnhalle zeigten die beiden 8. Klassen in einer gutbesuchten Schulschlußfeier, was sie an Herz- und Gemüterhebendem im 8. Schuljahr lernten.
Die einfachen, abwechslungsreichen Darbietungen in Gesang, Schülervortrag, Deklamation und Musik befriedigte allgemein. „Es war ein schweres Jahr, doch es war gut.“ (Aus der freien Schülerrede.)
[Die Vereinsturnhalle war in der damaligen Raiffeisenbank in der Bahnhofstraße untergebracht.]