17.) 1916 11. Jan.
Schulfrei: Gallipoli wird von den Engländern geräumt.
[Gallipoli liegt in der europäischen Türkei an den Dadanellen. Hier wollten britische Truppen 1915 eine Front bauen. Unter hohen Verlusten schlug die türkische Armee die Invasion zurück.]
18.) 1916 6. Febr.
Hammelburg will nicht hinter den anderen Städten u. Städtchen zurückstehen. Am 6. Febr. wurde in der Nähe der Winzerhalle eine Kriegseiche gepflanzt und damit zugleich die Errichtung eines Kriegswahrzeichens verbunden. Den Verlauf der wohlgelungenen Feier schildert das „Hammelburger Journal v. 12. Febr. in einem längeren Artikel, der in der Beilage folgt.
Wie eine Schülerin des 6. Jhrg. sich über die Feier äußert, zeigt der folgende freie Aufsatz:
Eine patriotische Feier in Hammelburg. „Zum Andenken an die große Zeit, den tapferen toten Helden zum Gedächtnis pflanzte die Stadt Hammelburg in der Nähe der Winzerhalle eine Kriegseiche. Am Sonntag fand ihre Pflanzung statt. Es schien, als habe die Natur alles aufgeboten, die Feier zu verschönern, Der Himmel lächelte in seinem tiefsten Blau u. die Sonne sandte ihre warmen Strahlen auf die Erde. Auch wir Schulkinder durften dem Feste beiwohnen. Um 3 Uhr zogen wir vom Schulhaus aus zum Marktplatz. Dort schlossen sich uns die Beamten, die Vereine mit Fahnen, eine Musikkapelle und sechs Knaben mit der jungen schöngeschmückten Eiche an und hinaus ging’s zur Winzerhalle. Der Hochw. Herr Stadtpfarrer hielt die Festrede u. am Schlusse derselben stimmten wir aus voller Brust in das Hoch auf unseren geliebten Bayernkönig u. das Haus Wittelsbach ein. Hierauf trug ein Schulmädchen das Gedicht vor „Deutsche Eiche im Sturm“ u. es erfolgte die Pflanzung des Baumes. Eine Flasche mit einigen Brotmarken, eisernen Geldstücken und Briefmarken wurden auch in die Baumgrube versenkt.
Unter Sang u. Klang zogen wir nun zum Marktplatz. Hier lag unter einem Baldachin das „Eiserne Kreuz, in das goldene, silberne u. eiserne Nägel geschlagen werden sollten. Nachdem drei Schülerinnen das Gedicht „Eisernes Kreuz“ vorgetragen hatten, hielt Herr Bürgermeister Uhl eine Ansprache, die mit einem Hoch auf den deutschen Kaiser endete. Während der Nagelung spielte die Musikkapelle noch einige Weisen u. wir marschiert. unter Absingen des Liedes „Ich hab mich ergeben“ wieder zur Schule zurück.
Gebe Gott, daß wir mit unseren Kriegern recht bald die Friedenslinde pflanzen können.“
[In der Winzerhalle, vom Winzerverein erbaut, wurden die von den Winzern abgelieferten Trauben gekeltert. Sie beherbergt heute die „Holzwerkstatt“ von Schreinermeister Harald Fischlein.
Wo diese Eiche gepflanzt worden ist, konnte nicht mehr in Erfahrung gebracht werden.]
Ob dieses Kriegswahrzeichen in irgendeinem Depot noch vorhandenist, konnte ebenfalls nicht geklärt werden.]
19.) 1916 26. Febr.
Die schlimmen Wirkungen des Krieges machen sich auf dem Gebiete der Erziehung immer mehr fühlbar. Man merkt nur zu oft, dass die energische Hand des Vaters in vielen Familien fehlt, u. namentlich ist es die der Volkshauptschule entwachsene Jugend, deren Betragen zu vielerlei Klagen Anlaß gibt. Um der weiteren Verrohung unserer Jugend zu steuern, wurden die Ortschulbehörden von seiten der Regierung mehrfach aufgefordert für die schulpflichtige Jugend des Ortes besondere den örtlichen Verhältnissen angepasste Verhaltungsvorschriften zu erlassen. Demgemäß wurden am 26. Febr. 1916 durch die Lokalschulkommission Satzungen für die Schuljugend Hammelburgs aufgestellt, die im Abdruck folgen.
1916 März
Der große Erfolg der ersten drei Kriegsanleihen, die insgesamt 25,8 Milliarden erbrachten, haben unseren zahlreichen Feinden die früher unterschätzte finanzielle Kraft Deutschlands enthüllt. Jetzt wird zu einem vierten Schlag ausgeholt, der den verbissenen Bedrängern Deutschlands neue Kunde geben muß von unserer finanziellen Leistungsfähigkeit. Die Werbetätigk. für die 4. Kriegsanleihe soll in die weitesten Kreise des Volkes getragen werden. Um namentlich die Lehrerschaft für diese Werbetätigkeit zu gewinnen fand am Mittwoch, den …. März eine Konferenz statt unter dem Vorsitze des Herrn Regier.-rats Vocke. Schulsparkassen sollten nutzbar gemacht, Aufrufe an die Schüler verteilt werden, diese selbst sollten Werber sein bei Nachbarn, Bekannten u. Verwandten.
In allen Schulen setzte ein reger Eifer ein u. auch bei uns blieb der Erfolg nicht aus. Unsere Schüler zeichneten aus ihren Spareinlagen über 5000 M.
[Diese vierte Anleihe ist insgesamt ein Misserfolg gewesen. Daher entschied man sich bei den folgenden für eine Werbung mit Plakaten. Zwischen 1914 und 1918 nahm die deutsche Reichsbank durch insgesamt neun Kriegsanleihen ca. 98 Milliarden Mark ein, mit denen 60 % der Kriegskosten finanziert wurden. –
Mit der zunehmenden Dauer des Krieges, dem ausbleibenden Sieg, Versorgungsmängeln und Kriegsmüdigkeit sank die Zustimmung zum Krieg in der Bevölkerung. Seit 1915 gab es die ersten wilden Streiks und Demonstrationen.]
21.)
Immer wieder erhebt das Vaterland den Ruf: Gold in die Reichsbank! Wohl ist im öffentlichen Leben das Gold schon vollständig verschwunden, aber es soll noch gar manches 20 M-Stck. in Schränken und Strümpfen versteckt schlummern. Auch diese vollends dem Vaterlande zur Verfügung zu stellen, muß wieder die Schuljugend mithelfen. Ein Gedenkblatt ist in Aussicht gestellt für
200 M Gold, ein schulfreier Tag versprochen für 400 M. Das Mittel verfehlt seine Wirkung nicht. Es ist köstlich, wie die kleinen Reichsbürger, Männlein und Weiblein, den Leuten ihre Goldfüchse abzubetteln verstehen. Nicht selten laufen die Plagegeister von Haus zu Haus. Und der Hallo in der Schule, wenn wieder ein Goldstück kam. Bei solchem Eifer war freilich die vorschriftsmäßige Summe bald überschritten. Das Gesamtergebnis betrug 1260 M, sechs Gedenkblätter u. ein schulfreier Tag waren der Lohn.
[Im Deutschen Kaiserreich gab es 5-, 10- und 20-Goldmark-Münzen. Die 20-Goldmark-Münze war aber die gängigste.]
22.) 1916 3. April
Von 8 – 10 h Entlassungsprüfung;
Von 10 – 12 h Schlußprüfung